Wirtschaft

Tupperware-Chefin: "Streben keine Männerquote an"

Tupperware ist der größte Direktvertrieb in Österreich – und vor allem ein Frauenbusiness. Der KURIER sprach mit Österreich-Geschäftsführerin Sandra Spies über Wahlfreiheit, Hausfrauen-Klischees und Männerquoten sowie die Party als Gegenmodell zur Digitalisierung.

KURIER: Sie sind nach 53 Jahren die erste Frau an der Spitze von Tupperware Österreich. Warum dauerte es so lange?

Sandra Spies: Das habe ich mich auch gefragt (lacht). Unverständlich, dass es so lange gedauert hat. Wir sind in einem Frauenbusiness tätig und Frauen wissen schließlich am besten, was Frauen wollen. Ich hoffe, da geht jetzt mehr weiter. Beim letzten Managermeeting von Tupperware musste ich aber leider feststellen, dass wir erst drei Frauen waren.

Sie waren früher bei baumax, also eher in einer Männerwelt. War die Umstellung schwierig?

Eigentlich nicht. Ich war schon in diversen Branchen tätig und da muss man sich dauernd auf unterschiedliche Menschen einstellen. Ich kann mich gut anpassen.

Frauen feiern heuer 100 Jahre Wahlrecht. Hatten Sie bei Ihrer beruflichen Laufbahn immer die freie Wahl?

Ja, immer. Ich durfte immer frei wählen was ich mache, schon von der Schule an. Da bin ich meinen Eltern sehr dankbar. Als Älteste von drei Kindern war ich die erste in einer Großfamilie, die studiert hat.

Als Geschäftsführerin sind Sie immer noch die Ausnahme in Österreich. Auf Vorstandsebene gab es zuletzt sogar einen Rückschritt. Braucht es gesetzliche Quoten, damit Frauen es bis an die Spitze schaffen?

Meine Meinung dazu war immer: Ich möchte sicher keine Quotenfrau sein. Ich möchte den Job nicht haben, weil es unbedingt eine Frau sein muss, sondern weil ich dafür wirklich gut geeignet bin.

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Können Frauen Führungspositionen immer selbst erreichen, wenn sie nur wollen?

Ja. Ich bin seit mehr als 20 Jahren in diversen Führungspositionen und da war von Quote nie eine Rede.

Es heißt, Frauen müssen sich ihre Positionen hart erkämpfen und 150 Prozent dafür geben...

Das stimmt schon, ich musste auch kämpfen. An die Tür klopft da keiner. Da musste ich meine Vorstellungen und Wünsche schon immer klar artikulieren.

Ungleichbehandlung zeigt sich auch im Gehaltsunterschied. Hatten Sie da nie Probleme?

Doch. Es ist mir sehr wohl passiert, dass ich für denselben Job weniger bekommen habe als ein Mann. Auch bei einer Beförderung erhielt ich einmal weniger. Hier bräuchte es viel mehr Transparenz. Und Frauen müssen sich selbst klar machen, dass sie mehr wert sind, sonst wird sich die Gehaltsschere niemals schließen. Bei Tupperware erhalten Frauen und Männer exakt dieselbe Bezahlung.

Gibt es auch Männer als Tupperware-Berater?

Ja, wir haben fünf Prozent Männer. Eine eigene Männerquote streben wir aber nicht an (lacht).

Männer gehen eher nicht auf Tupperware-Partys . . .

Es kochen immer mehr Männer selbst, das Interesse für Kochutensilien von Tupperware ist sehr wohl da. Sie interessieren sich halt mehr für die technischen Dinge aus unserem Sortiment. Ich habe aber nicht vor, eine eigene Werbekampagne für Männer zu machen.

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Tupperware steht für viele für ein antiquiertes Frauenbild. Die Frau sitzt zu Hause, macht den Haushalt, der Mann geht arbeiten. Was setzen Sie dem verstaubten Image entgegen?

Wir sind längst nicht mehr die alte Tupperwareschüssel von der Oma. Wir haben ein breites Sortiment, einen modernen Markenauftritt auch in sozialen Medien und setzen auf Trend-Themen wie gesundes Kochen oder einfrieren. Viele Beraterinnen und Händlerinnen sind sehr jung, etwa Studentinnen.

Aber Hausfrauen in Dörfern sind nach wie vor die wichtigste Kundengruppe, oder?

Am Land sind wir deshalb stärker, weil es in den Häusern größere Räume für Partys gibt. In eine 50 Garçonnière in Wien ist das schwierig. Aber wir sind auch in Wien gut vertreten.

In Wien gibt’s immer mehr Single- und mehr Migranten-Haushalte. Wie beeinflusst das Ihr Geschäft?

Wir haben unsere Behältnisgrößen an alle Haushaltsgrößen angepasst. Und wir haben etwa auch türkische Beraterinnen.

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Tupperware wirbt mit Nachhaltigkeit, weil die Behälter helfen, Plastik-Verpackung zu sparen. Zugleich sind ihre Behälter selbst aus Plastik. Ist das nicht ein Widerspruch?

Nein, überhaupt nicht. Unsere Plastikflasche hält ewig und wird nie im Meer landen, weil wir ein eigenes Recycling haben. Und der Großteil unserer Produkte wird in Europa produziert. Da gibt es strenge Richtlinien. Die Produktqualität wird ein immer wichtigeres Thema.

Wieso gibt es noch immer keinen Online-Shop?

Wir testen das gerade in Deutschland. Österreich wird wohl folgen, aber nur gemeinsam mit unseren Beraterinnen. Die sind unser Kapital.

Und die Party lebt?

Natürlich. Für Jüngere kann es auch eine Girls Night oder ein Sonntagsbrunch sein. Das Party-Erlebnis kann kein Computer toppen. Wir sprechen alle Sinne an. Heute gibt es oft nur noch Freunde in sozialen Netzwerken, aber keine mehr im echten Leben. Tupperware schützt somit auch vor Vereinsamung.

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Zur Person: Seit zehn Jahren im Unternehmen Sandra Spies (46) startete ihre berufliche Laufbahn mit 19 Jahren und studierte berufsbegleitend Handelswissenschaften an der WU Wien. In ihrer Berufslaufbahn war sie u.a. als CFO bei Cap Gemini Ernst & Young Consulting Österreich und bei bauMax als Leiterin des Konzernrechnungswesens tätig.  2008 kam sie zu Tupperware, wo sie 2014 als Managing Director von Tupperware Nordic in Dänemark die Leitung der skandinavischen  und baltischen Staaten übernahm.

Zum Unternehmen: Die Tupperware Plastic Company wurde 1944 vom US-Chemiker Earl S. Tupper gegründet. Er war einer der ersten Anwender von Polyäthylen im Haushalt. Als erstes Produkt kam 1946 die „Wunderschüssel“ auf den Markt. In Österreich beschäftigt die Tupperware Österreich GmbH 35 Mitarbeiter sowie mehrere Tausend selbstständige Beraterinnen. Es gibt 15 Vertriebspartner. Pro Jahren finden in Österreich rund 100.000 Tupperware-Partys statt, an denen rund 1 Millionen Österreicher/innen teilnehmen.

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