Trump-Tweet ließ Boeing-Aktienkurs einknicken
Von Peter Temel
Donald Trump denkt offenbar nie besonders lange nach, bevor er seine Twitter-Nachrichten absetzt. Das sorgte im US-Wahlkampf für manche Social-Media-Schlacht.
Jetzt, als gewählter Präsident, scheint Trump seine Aktivitäten auf dem Kurznachrichtendienst noch immer nicht sonderlich bedachtsam zu setzen. Am Dienstag konnte man gut beobachten, wie rasch sich ein Trump-Tweet konkret auswirken kann.
Der Aktienkurs des US-amerikanischen Flugzeugbauers Boeing rutschte im Frühhandel (15 Uhr MEZ) um mehr als einen Prozent ab, als Trump folgende Twitter-Nachricht absetzte: "Boeing baut eine brandneue 747 Air Force One für künftige Präsidenten, aber die Kosten sind außer Kontrolle geraten, mehr als vier Milliarden Dollar. Abbestellen!"
Vor Trumps Tweet wurde die Boeing-Aktie auf 152,16 Dollar gehandelt. Nach dem Tweet ist sie laut CNBC auf ein Tief von 149,75 Dollar gefallen. Diese Kursbewegung entspricht einem Aktienwert von rund 1,5 Milliarden Dollar. Der Kurs hat sich aber rasch wieder erholt, insgesamt fiel die Aktie in der ersten Stunde des Wall Street Handels um 0,5 Prozent.
Trump sagte am Dienstagvormittag in New York außerdem: "Ich denke, das ist lächerlich. Boeing macht da ein bisschen Zahlenspielereien. Wir wollen, dass Boeing viel Geld verdient, aber so viel auch wieder nicht."
Boeing verwies in einem knappen Statement darauf, dass es derzeit für die Air Force One nur einen Vertrag in Höhe von 170 Millionen Dollar gebe, in dessen Rahmen die Ausstattung der zwei künftigen Präsidentenmaschinen festgelegt werden solle. Das Unternehmen werde in den weiteren Phasen des Projekts mit der US-Luftwaffe zusammenarbeiten, damit "die besten Flugzeuge für den Präsidenten zum besten Wert für den amerikanischen Steuerzahler" ausgeliefert werden könnten, versicherte der Flugzeugkonstrukteur.
Gesamtkosten ursprünglich 3 Milliarden Dollar
Boeing hatte im Jänner 2015 den Zuschlag für die Lieferung der neuen Präsidentenmaschinen erhalten. Sie sollen als hochmoderne Befehlszentrale ausgestattet sein. Dazu sollen zwei Jumbo-Jets des Modells 747-8 umgebaut werden. Die Kosten dafür wurden ursprünglich auf schätzungsweise drei Milliarden Dollar. Fertig sein sollen die Flugzeuge bis zum Jahr 2024. Da könnte Trump gerade noch ein Jahr im Amt sein, falls er eine Wiederwahl schafft.
Die beiden derzeitigen Maschinen der legendären Air Force One sind etwas in die Jahre gekommen. Sie waren vom früheren US-Präsidenten Ronald Reagan bestellt worden und sind seit Anfang der Neunzigerjahre in Betrieb.
Aktienpaket schon im Sommer verkauft
Trump besaß laut Offenlegung seiner Finanzen noch im Mai 2016 Boeing-Aktien im Wert zwischen 50.000 und 100.000 US-Dollar. Aus Dividenden bezog er demnach zwischen 1.000 und 2.500 Dollar. Laut eines Sprechers hat Trump im Juni 2016 alle Boeing-Aktien verkauft.
Trump ist derweil noch mit seinem Privatflugzeug, einer Boeing 757, unterwegs. Laut Berichten floss während des Wahlkampfs noch Geld in Trumps Kassa, weil Secret-Service-Beamte zum Zweck des Personenschutzes in dessen Boeing mitgeflogen sind. Wenn Trump erst einmal Präsident ist, wird er das Flugzeug nicht mehr nützen können. Dafür aber Familienmitglieder, die dann ebenfalls Anrecht auf staatlichen Personenschutz haben.
Trump-Tweets als Herausforderung
Wenn Donald Trump etwas twittert, ist das nur ein spontaner Gedanke, eine persönliche Meinung? Oder eine konkrete Ankündigung, die Gesetze dahingehend zu ändern? Da sich der Immobilien-Tycoon anschickt, offenbar auch als Präsident weiterzutwittern, dürfte für weitere Herausforderungen gesorgt sein.
Zuletzt sorgte Trump für Irritationen in China, weil er ein Telefonat mit der taiwanesischen Präsidentin geführt hat. Auch dies gab Trump über Twitter bekannt.