Wirtschaft

Trügerische Hoffnung

Seit die Schweizerische Notenbank (SNB) den Franken/Euro-Kurs mit 1,20 fixiert hat, wiegen sich viele Franken-Kreditnehmer in Sicherheit: Das bisserl Verlust, das sie mit der Währung bis dahin eingefahren haben, wird durch die niedrigeren Zinsen fast aufgewogen und schlimmer sollte es nicht mehr werden.

"Es ist eine Illusion zu glauben, man hat kein Risiko mehr", sagt Stephan Bruckbauer, Bank-Austria-Chef-Volkswirt. Langfristig habe der Schweizer Franken auf jeden Fall eine Tendenz, noch stärker zu werden. Zwar dürfte die SNB den Kurs noch länger fix halten können, doch sicher nicht auf die gesamte Restlaufzeit der Franken-Kredite österreichischer Häuslbauer. Diese laufen im Durchschnitt noch bis 2020.

Peter Brezinschek, Raiffeisen-Chef-Ökonom, sieht den fairen Wert des Schweizer Franken bei 1,10 Franken zum Euro. Das würden den Kreditnehmern weitere Verluste einbringen. Das Gros der Franken-Schuldner hat bei einem Kurs von 1,50 Franken zum Euro den Kredit aufgenommen. Wird der Franken stärker, wächst auch deren Kredit-Berg. Hätten sie den Kredit in Euro aufgenommen, hätten sie bis jetzt um etwa 5,5 Prozent weniger für ihren Kredit ausgeben müssen, errechnete Brezinschek.

 

Umstiegs-Zeitpunkt

Noch sind die Verluste der Franken-Schuldner also nicht allzu groß. Da aber der Franken eher nach oben tendieren wird und die Zinsen in Euro nach der Leitzinsreduktion von Donnerstag außerordentlich tief sind, raten die Experten jetzt zum Umstieg in Euro-Kredite. "Das ist ein guter Zeitpunkt", betonen Banker. Euro-Kredite seien nur noch um 0,4 bis 0,6 Prozentpunkte teurer als Franken-Kredite.

Unbedingt beenden sollten die Kreditnehmer die Einzahlungen auf den Tilgungsträger: Das ist das Ansparprodukt, mit dem die Kreditschuld am Laufzeitende getilgt werden soll. Da aber diese Produkte in der Finanzkrise extrem an Wert verloren haben, reicht das Geld meist nicht für die Kreditrückzahlung. "Es ist ein totaler Blödsinn, weiter in einen Tilgungsträger in Euro einzuzahlen", so Brezinschek. Er schlägt vor, dass die Schuldner Schweizer Aktien kaufen sollten. Diese seien billig und würden von einer Aufwertung des Franken profitieren.

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