Wirtschaft

Trotz guter Feriensaison: Arbeitslosigkeit auf Rekordhoch

Trotz der steigenden Beschäftigung in der wieder boomenden Tourismusbranche ist die Arbeitslosenquote in Griechenland auf ein Rekordhoch gestiegen. Sie kletterte im Mai auf 27,6 Prozent, von 27,0 Prozent im April, wie die Statistikbehörde Elstat am Donnerstag in Athen mitteilte.

Damit ist die Arbeitslosigkeit in Griechenland mehr als doppelt so hoch wie in der Eurozone mit durchschnittlich 12,1 Prozent.

Das Euro-Krisenland durchläuft seit sechs Jahren eine tiefe Rezession. In der heurigen Mai-Arbeitslosenstatistik gab es damit einen neuen traurigen Rekord: Im Mai vergangenen Jahres lag die Arbeitslosenquote noch bei 23,8 Prozent.

Jugend ohne Zukunft

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Dramatisch ist die Lage für junge Menschen. 64,9 Prozent sind ohne Job. Die Aussichten sind schlecht. Die griechische Wirtschaft soll nach Schätzungen der Zentralbank auch dieses Jahr um mindestens 4,5 Prozent schrumpfen. Arbeitslose erhalten in Griechenland bisher ein Jahr lang Unterstützung.

Zu den gestiegenen Arbeitslosenzahlen beigetragen haben drastische Einsparungen, gerade auch im staatlichen Bereich. Denen musste sich der hoch verschuldete Staat im Gegenzug für Milliardenhilfen der europäischen Partnerländer und des IWF unterziehen.

Tourismus als Schadensbegrenzer

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"Die wachsende Beschäftigung im Tourismus kann weder den Strukturwandel in vielen anderen Branchen der Wirtschaft noch die schwache Binnennachfrage kompensieren", sagte Ökonom Nikos Magginas von der Notenbank. Die sehr gute Feriensaison könne aber ebenso wie steigende Exporte den Anstieg der Arbeitslosigkeit zumindest dämpfen.

Der Tourismus macht etwa 17 Prozent der Wirtschaftsleistung aus; jeder fünfte Grieche arbeitet in dieser Branche. Sie dürfte ihre Einnahmen 2013 um rund 10 Prozent auf elf Milliarden Euro steigern. Denn es werden 17 Millionen Urlauber erwartet - so viele wie noch nie.

Die Zentralbank des Landes geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote noch bis auf 28 Prozent steigen wird. Erst 2015 soll sie zurückgehen. Gründe für die Misere sind Steuererhöhungen sowie Lohn- und Rentenkürzungen, ohne die die Regierung in Athen kein frisches Kapital von den internationalen Geldgebern bekommen hätte und in die Staatspleite gerutscht wäre.

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Auch andere Krisenländer kämpfen mit hohen Arbeitslosenraten. Italien will Unternehmen künftig steuerliche Vorteile gewähren, wenn sie junge Leute einstellen.

Das Parlament gab am späten Mittwochabend grünes Licht für das Vorhaben, mit dem die Jugendarbeitslosigkeit von rund 40 Prozent bekämpft werden soll. Zudem wurde die geplante Anhebung der Mehrwertsteuer von 21 auf 22 Prozent auf Oktober verschoben.

Das Paket ist ein Kompromiss der in vielen Punkten zerstrittenen Links-Rechts-Koalition unter Ministerpräsident Enrico Letta. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone steckt seit rund zwei Jahren in der Rezession.

Eine extrem hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten gibt es neben Griechenland auch in Spanien. In beiden Ländern sind mehr als die Hälfte der jungen Menschen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, ohne festen Job. Schüler und Studenten zählen nicht dazu. Die Staats- und Regierungschefs in der EU haben deshalb die Belebung des Arbeitsmarktes zu ihrer wichtigsten Aufgabe erklärt und wollen acht Milliarden Euro in den Bereich investieren.