Stimmungstief im Tourismus: Sparsame Gäste und kurzfristige Buchungen
Von Marlene Liebhart
Die Urlaubszeit ist in vollem Gange. Für viele Hotellerie- und Gastronomiebetriebe in Österreich verläuft sie aber nicht ganz so gut wie erwartet.
Von „gebremstem Optimismus in der Branche“ spricht Johann Spreitzhofer, Obmann des WKÖ-Fachverbandes Hotellerie, bei einer Pressekonferenz über die laufende Saison.
Mehr als ein Drittel der heimischen Beherbergungsbetriebe (36 Prozent) hat heuer weniger Buchungen als im Vorjahr, wie aus einer Befragung der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hervorgeht.
Nur 17 Prozent der Hoteliers schätzen die Buchungslage besser ein als 2023. „Die Umfrage zeigt, dass es im heurigen Jahr nicht ganz so gut läuft wie im Vorjahr“, sagt Spreitzhofer.
"Leichter Stimmungsabfall" gegenüber 2023
Zwar geben drei Viertel der Hotelbetriebe an, dass die aktuelle Sommersaison positiv verlaufe, doch auch das sei ein „leichter Stimmungsabfall gegenüber dem Vorjahr“ – da waren es noch 83 Prozent.
Auch eine Prognose für den restlichen Sommer scheint schwierig, da die Urlaubsgäste ihre Zimmer immer kurzfristiger reservieren.
Im Vorjahr gaben die Österreicher für ihre Urlaube in Summe 15 Milliarden Euro aus und damit um ein Viertel mehr als im Jahr zuvor, wie aus einem Bericht des Zahlungsdienstleisters Nexi hervorgeht.
Das meiste Geld wurde für Hotels ausgegeben (4,9 Milliarden Euro), gefolgt von Flügen mit 4,3 Milliarden und Kreuzfahrten mit zwei Milliarden Euro.
Auch Charter- und Pauschalreisen waren im Vorjahr beliebt. 1,8 Milliarden Euro gaben die Österreicher für die vorgefertigten Reisepakete aus.
So seien Buchungen einen oder zwei Tage vor der Anreise mittlerweile die Normalität. „Manche Gäste buchen sogar erst während der Fahrt in den Urlaub“, berichtet Spreitzhofer.
Ein Drittel kämpft mit Umsatzrückgängen
Auch in der Gastronomie läuft es durchwachsen. Mehr als ein Drittel der Gastronomen (34 Prozent) kämpft diesen Sommer mit Umsatzrückgängen. Etwa die Hälfte erwirtschaftet stabile Umsätze, nur 17 Prozent geben an, heuer mehr einzunehmen als im Vorjahr.
Gleichzeitig leiden die Betriebe unter den gestiegenen Kosten: Besonders die Lohnerhöhungen aufgrund des neuen Rahmen-Kollektivvertrags, die „immens gestiegenen Energiekosten“ und hohe Zinsen belasten die Gastwirte, sagt Mario Pulker, Obmann des WKÖ-Fachverbandes Gastronomie.
„Gasthaussterben“
Die erhöhten Ausgaben könnten die Gastwirte nur teilweise an ihre Kunden weitergeben, sagt Pulker. Die Hälfte von ihnen gibt an, die Preiserhöhungen gänzlich selbst zu tragen.
Während Unternehmer in städtischen und touristisch stark frequentierten Gegenden höhere Preise leichter durchsetzen könnten, sei es „am Land draußen“ schwierig. Pulker spricht von einem regelrechten „Gasthaussterben“.
Hinzu kommt der Umstand, dass viele Gäste aufgrund der Teuerung weniger Geld ausgeben möchten. Das spüren auch die Betriebe: Etwa die Hälfte von ihnen gab an, dass weniger konsumiert wird. Auch das Trinkgeld falle merklich magerer aus als noch im Vorjahr.