Tote Bienen am Weg zur Hauptversammlung von Bayer
Von Simone Hoepke
Bayer ist turbulente Hauptversammlungen gewohnt. In diesem Jahr ist aber angesichts
der Klagewelle wegen des Unkrautvernichters Glyphosat und eines massiven Kursverlusts seit der Übernahme des US-Saatgutriesen Monsanto ein besonders stürmisches Aktionärstreffen zu erwarten gewesen.
Wichtige Anteilseigner wollen dem Vorstand und Aufsichtsrat von Bayer die Entlastung verweigern. Vor dem World Conference Center haben sich zahlreiche Protestierende eingefunden und machen ihrem Ärger
lautstark Luft. Aktionäre müssen über ein Meer von toten Bienen laufen, die Bienenschützer und Imker auf den Weg geschüttet haben, um in die Hauptversammlung zu gelangen. „Glyphosat, summ summ summ, es bringt uns um“, heißt es auf Plakaten, die Demonstranten in die Luft halten. Die Organisation „Fridays for
future“ zieht mit etwa 500 Protestierenden zur Bayer-Hauptversammlung.
"Die Klagen und die ersten Urteile zu Glyphosat lasten schwer auf unserem Unternehmen und verunsichern viele Menschen", sagte Bayer-Chef Werner Baumann zum Auftakt der Hauptversammlung. "Da gibt es nichts zu beschönigen." Er verteidigte die Übernahme dennoch.
Bayer hatte den Kauf im vergangenen Jahr abgeschlossen. In den USA klagen aktuell mehr als 13.000 Krebskranke gegen Monsanto, die ihre Erkrankungen auf den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Round-up zurückführen. Das Unternehmen wurde in zwei Prozessen zu dutzenden Millionen Euro Schadenersatz verurteilt. Bayer bestreitet die Vorwürfe und ging in Berufung. Der Aktienkurs hat sich seit der Übernahme dennoch halbiert.
Bayer-Chef Baumann verteidigte in seiner Rede vor den Aktionären die Übernahme Monsantos. "Die Sicherheit unserer Kunden, Patienten und Konsumenten steht für uns alle bei Bayer immer und überall an erster Stelle." Der wahre Wert des Unternehmens spiegle sich im aktuellen Kurs nicht wider. Bayer arbeite mit Hochdruck daran, sich in den Berufungsverfahren und den kommenden Gerichtsverhandlungen erfolgreich zu verteidigen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende von Bayer, Werner Wenning, hat sich bei den Aktionären des Pharma- und Agrarchemiekonzerns entschuldigt. Bayer habe an der Börse starke Kursverluste hinnehmen müssen, "das bedauern wir sehr", sagte Wenning am Freitag zum Auftakt der Hauptversammlung in Bonn. Vorstandschef Werner Baumann betonte, es gebe angesichts der Kursverluste "nichts zu beschönigen". Er stellte den Kauf des US-Konkurrenten Monsanto aber dennoch als richtigen Schritt dar, um langfristig voranzukommen.