Wirtschaft

Totalverkauf von NIKI: Lauda zieht Reißleine

Beim gemeinsamen Auftritt mit dem interimistischen Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn klang alles nach eitel Wonne. Der Aufstieg von Laudas 2003 gegründeter Billig-Airline sei "eine Erfolgsgeschichte für beide Seiten" (Mehdorn), "ohne den Partner Air Berlin hätte NIKI nie so rasch wachsen können" (Lauda). Jetzt aber würden die Zeiten für die Airlines noch turbulenter, man müsse sich neu aufstellen und besser werden. Daher müssten NIKI und Air Berlin "noch dichter zusammenrücken, um die Synergien besser zu verschränken" (Mehdorn). "Im Board von Air Berlin kann ich statt von unten zu motzen von oben mitbestimmen, wohin die Reise geht" (Lauda).

Weshalb Lauda auch noch seine 50,1 Prozent, die er über seine Privatstiftung an NIKI hält, an Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft abgibt. Im Gegenzug behält der dreifache Formel-1-Weltmeister jene 40 Millionen Euro, die Air Berlin 2009 zur Verfügung stellte, die aber nicht angetastet wurden. Damals hatte Lauda den Deutschen um 21 Millionen Euro bereits 24,9 Prozent der Anteile an seinem Low-Cost-Carrier abgegeben. In Summe dürfte Lauda für die gesamte Airline zwischen 70 und 80 Millionen Euro erhalten haben.

Board-Mitglied

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Mit 7. Dezember wird Niki Nazionale als Non-Exekutive-Director für eine Jahresgage von 25.000 Euro in das Board der Air Berlin einziehen. Dieses 13-köpfige Gremium ist eine Mischform aus Vorstand und Aufsichtsrat. Lauda wird dort nicht operativ, aber strategisch mitreden. Bedingung dafür sei die Abgabe der NIKI-Anteile gewesen.

Um nicht internationale Flugrechte zu verlieren, wird die Mehrheit von NIKI in eine österreichische Stiftung eingebracht, deren Begünstigter ein Verein sein wird. Diese formelle Konstruktion wählte auch die Lufthansa bei der Übernahme der AUA.

Ganz so eitel Wonne ist die Stimmung zwischen dem Air-Berlin-Management und Lauda freilich nicht. Im Hintergrund wurde heftig gematcht. Die angeschlagene Air Berlin versuchte offenbar, sich über die österreichische Tochter Sanierungsbeiträge zu holen. Zum Beispiel über den Verkauf und Austausch von Flugzeugen.

Während die Mutter nicht aus den Verlusten kommt, bilanzierte NIKI, quasi die Perle im Air-Berlin-Konzern, jedes Jahr positiv. Für 2011 ist eine Steigerung des Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) von zehn auf zwölf Millionen Euro geplant.
Auch wenn Mehdorn in Wien wieder betonte, der Konzern werde 2012 Gewinne einfliegen, wollen zumindest die Luftfahrt-Analysten nicht so recht daran glauben. Durchaus möglich, dass Lauda nun die Chance sah, noch schnell Kasse zu machen.

Mehdorn will das Ergebnis des Gesamtkonzerns um 250 Millionen Euro verbessern, NIKI soll sieben bis acht Millionen Euro dazu beitragen. Die Marke bleibt, für heuer sind 4,3 Millionen Passagiere und 430 Umsatzmillionen angepeilt.

Kampfansage

Gegen Lufthansa-AUA gab es eine Kampfansage. NIKI wird sich noch stärker auf die lukrative Business-Klientel Richtung Osteuropa setzen, Air Berlin will Wien zum vierten Drehkreuz im Konzern ausbauen.

Laudas Tagesablauf wird sich nicht ändern. Er bleibt weiter im NIKI-Büro in Wien präsent und sitzt ein- bis zwei Mal pro Woche im Cockpit. "Ich habe nicht vor, in Pension zu gehen oder nur noch Windeln zu wechseln", beteuert der Vater von Zwillingen glaubwürdig.