Tiefe Zinsen belasten Lebensversicherer
Das Geschäft mit Lebensversicherungen lief schon einmal besser. Im Vorjahr gab es in Österreich erneut einen starken Prämienrückgang um 9,1 Prozent auf 6,1 Mrd. Euro. Das teilte Louis Norman-Audenhove, Generalsekretär des Versicherungsverbands (VVO), mit. Die Einmalerläge brachen gleich um ein Drittel auf 1,1 Mrd. Euro ein, bei den laufenden Prämien waren es minus 1,5 Prozent. Gründe dafür sind die tiefen Zinsen sowie zum kleineren Teil eine steuerliche Verschlechterung bei Einmalerlägen.
Für heuer sind die Erwartungen ebenfalls nicht rosig, ein weiterer Rückgang um 3,2 Prozent wird erwartet. "Wir werden diese Herausforderung mit großer Sicherheit schaffen, auch wenn die Zinsen noch längere Zeit tief bleiben", sagt Verbandspräsident GraWe-Chef Othmar Ederer. Zusatzreserven seien gebildet worden und würden weiter aufgestockt werden.
Zum Thema Rücktritte geht er davon aus, dass die Unternehmen mit ihren Kunden geeignete Lösungen finden werden. Von der Anzahl her sei das Thema überschaubar. In der Vergangenheit wurden Kunden teilweise falsch über ihre Rücktrittsmöglichkeiten belehrt. Dies ermöglicht ihnen nun, aus ihren Verträgen auszusteigen. Bei einem Rücktritt stehen laut Konsumentenschützern den Versicherten demnach die einbezahlten Prämien plus Zinsen zu, also mehr als der bloße niedrigere Rückkaufswert.
Schaden/Unfall
Das Minus in der Sparte Leben drückt die gesamten Prämieneinnahmen im Jahresvergleich von 17,4 auf 17,0 Mrd. Euro. Bei der Krankenversicherung (plus 4,7 Prozent auf 2,1 Mrd. Euro) und im Bereich Schaden/Unfall (plus 1,7 Prozent auf 8,9 Mrd.) gab es Zuwächse. Im langjährigen Vergleich geht der Anteil der Lebensversicherungen an den Prämieneinnahmen sukzessive zurück. Waren es im Jahr 2010 noch 45,1 Prozent, so sind es heute nur noch 35,9 Prozent. Schaden/Unfall hat von 45,1 auf 52,1 Prozent zugelegt.
Naturkatastrophen
Bei den Leistungen gab es ebenfalls einen Rückgang zum Jahr 2015 um 3,9 Prozent auf 14,8 Milliarden. Auch hier ist die Sparte Lebensversicherung mit minus 7,3 Prozent sehr stark rückläufig. Laut Norman-Audenhove gab es im Vorjahr in Österreich keine großen Naturkatastrophen, aber in Summe lokale Einzelereignisse, so dass es zu 2015 mit 470 Mio. Euro an Schäden zu einem kleinen Rückgang an Leistungen in der Sparte Schaden/Unfall kam. "Grundsätzlich geht die Tendenz aber nach oben."
Die Kapitalanlagen der Versicherungswirtschaft haben seit dem Jahr 2000 von 43,5 auf 115,3 Milliarden Euro stark zugelegt. "Im wesentlichen wird in Anleihen, aber auch Immobilien, Aktien und Beteiligungen investiert", sagt Ederer. "Die Versicherungen sind über die Erfordernisse hinaus kapitalisiert."