Wirtschaft

Thomas Cook Austria geht in Konkurs - Keine Sanierung möglich

Der drittgrößte heimische Reiseveranstalter Thomas Cook Austria AG hat Mittwochnachmittag beim Handelsgericht Wien Insolvenz beantragt. Eine Sanierung scheint unmöglich. "Eine Unternehmensfortführung wird nicht angestrebt", teilte der Gläubigerschutzverband AKV Donnerstagfrüh mit.

Das gesamte unternehmerische Vermögen solle liquidiert werden. "Im Hinblick auf die hohen Haftungen für die verbundenen Gesellschaften ist derzeit nicht davon auszugehen, dass eine Sanierung des Unternehmens wirtschaftlich möglich sein wird", hieß es vonseiten der Gläubigerschützer.

Für die Kunden des Unternehmens ändert sich dadurch vorerst nichts. Wer eine Pauschalreise oder eine verbundene Reise (das heißt mehrere Reiseelemente wie Flug, Hotel und Mietauto) gebucht hat, ist durch die Pauschalreiserichtlinie geschützt. Individualreisende müssen ihre Forderungen beim Handelsgericht Wien anmelden, erläutert Gerhard Weinhofer von Creditreform.

Das Problem dürfte sein, dass der österreichische Ableger sehr hohe Haftungen und Bürgschaften für verbundene Unternehmen übernommen hat, die in der Konzerngruppe sind, heißt es in Branchenkreisen. Die Österreicher werden voraussichtlich auf diesen Haftungen sitzenbleiben.

Zwei Neckermann-Beteiligungen

In der Bilanz der Thomas Cook Austria AG für das Geschäftsjahr 2017/18 (Stichtag: 30.September) werden die Verbindlichkeiten mit rund 36 Millionen Euro angegeben. Die Konzernunternehmen schulden Thomas Cook Austria zumindest 40,798 Millionen Euro. Diese Forderungen dürften mittlerweile uneinbringlich sein.

Im Geschäftsjahr 2017/18 ging der Umsatz der Österreich-Tochter im Vergleich zum Geschäftsjahr 2016/17 um 2,7 Millionen Euro auf rund 174,33 Millionen Euro zurück, der Jahresgewinn betrug lediglich 586.000 Euro. Aufgrund der Gewinnvorträge aus den Vorjahren wurde ein Bilanzgewinn in Höhe von 4,741 Millionen Euro ausgewiesen. 2013 betrug der Umsatz noch 211 Millionen Euro.

Thomas Cook Österreich hält auch eine 100-Prozent-Beteiligung an der N-U-R Neckermann Utazás Szolgáltató Kft in Ungarn und eine 60-Prozent-Beteiligung an der slowakischen Neckermann Slovakia s.r.o.

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15.000 Gläubiger betroffen

"Es ist davon auszugehen, dass eine große Anzahl von ausländischen Gläubigern betroffen sein wird", so der AKV. Dabei soll es um rund 15.000 Gläubiger gehen - hauptsächlich ausländische Hoteliers, wie Brancheninsider der APA sagten. Laut Firmencompass beschäftigt Thomas Cook Austria 75 Mitarbeiter.

Der Konkurs der österreichischen Thomas Cook Austria AG wird auf die Pleite der britischen Konzernmutter Thomas Cook Group plc und den daraus resultierenden Problemen für die Tochtergesellschaften zurückgeführt. Die börsennotierten Briten hatten am Montag bekanntgegeben, den Geschäftsbetrieb einzustellen, da die Verhandlungen zur geplanten Rekapitalisierung gescheitert sind. In Summe bestand ein Kapitalbedarf von 1,1 Mrd. Pfund (rund 1,2 Mrd. Euro).

Die heimische Thomas Cook ist eine 100-Prozent-Tochter der deutschen Thomas Cook Touristik GmbH mit Sitz in Oberursel, die gestern ebenfalls Konkurs beantragt hat, dabei jedoch eine Sanierung und somit Fortführung des Unternehmens anstrebt.

Die Geschäfte in Ungarn und der Slowakei sind der österreichischen Gesellschaft unterstellt: An der slowakischen Neckermann Slovakia s.r.o. hält die Thomas Cook Austria AG laut Alpenländischem Kreditschutzverband 60 Prozent der Unternehmensanteile, an der N-U-R Neckermann Utazas Szolgaltato 100 Prozent.

Das Verfahren wird voraussichtlich heute im Laufe des Tages vom Insolvenzgericht in Wien eröffnet.