Wirtschaft

Telekom: Hartes Urteil für Broker Wanovits

Ein strenges Urteil fällte der Schöffensenat am Freitag in der letzten Runde des Prozesses um die Kursmanipulation der Telekom Austria. Johann Wanovits, Gründer der kleinen Spezialbank Euro Invest, wurde zu fünf Jahren Haft und Rückzahlung des Schadens an die Telekom verdonnert. Richter Michael Tolstiuk begründete das Urteil damit, dass bei Wanovits „kein Unrechtsbewusstsein“ zu erkennen gewesen sei. Verteidiger Hans-Rainer Rienmüller meldete umgehend Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an.

Er dürfte gute Chancen haben. Denn Wanovits spielte in der Affäre lediglich eine Nebenrolle. Er agierte praktisch als Erfüllungsgehilfe und ließ 2004 einen seiner Wertpapierhändler den Kurs der Telekom-Aktie nach oben jagen. Nach vorheriger Absprache und auf Geheiß von Ex-Telekom-Vorstand Gernot Schieszler, der auf seinen Kronzeugen-Status hofft.

Zur Erinnerung: Durch die Kauforder der Euro-Invest erreichte der Aktienkurs im letzten Moment jenes Niveau, das für die Auszahlung eines Bonus-Programms von in Summe 8,8 Millionen Euro an den Vorstand und 95 Manager erforderlich war. Wanovits hatte auf Risiko der Euro Invest die Aktien gekauft und dafür 990.000 Euro aus der Telekom-Kasse erhalten – einen Teil davon in zwei Bargeld-Tranchen im Plastiksackerl, den Rest über Scheinaufträge des Ex-Lobbyisten Peter Hochegger.

Im Februar wurden bereits die Ex-Vorstände Rudolf Fischer (drei Jahre), Stefano Colombo (dreieinhalb Jahre) und ein ehemaliger Abteilungsleiter (drei Jahre, davon zwei bedingt) wegen Untreue verurteilt, die Urteile sind nicht rechtskräftig. Nur der ehemalige Telekom-Chef Heinz Sundt ging rechtskräftig frei.

Tränenerstickt

Wanovits, der so gar nicht dem Klischeebild eines Brokers entspricht, wirkte am Freitag angeschlagen. Mit tränenerstickter Stimme erklärte er, er habe zwar ein richtiges Geschäft gemacht, aber den falschen Leuten vertraut und sicher selbst auch Fehler gemacht. Glaubwürdig war seine Beteuerung, vom System Hochegger in der Telekom nichts gewusst zu haben. Er sei von einem „Gentlemen’s Agreement“ ausgegangen und wollte mit der Telekom ins Geschäft kommen. Er habe „nie daran gezweifelt“, dass der Aktiendeal innerhalb der Telekom ordnungsgemäß bewilligt worden sei. Mit der Kauforder habe er der Telekom nutzen und nicht schaden wollen. Dass er allerdings die Bargeld-Zahlung akzeptierte, „war ein schwerer Fehler“.

Staatsanwalt Hannes Wandl weitete während des Prozesses die Anklage aus und warf Wanovits vor, die Euro Invest geschädigt zu haben. Weil er Teile seiner Telekom-Entlohnung nicht der Bank zugeführt habe, was Wanovits massiv bestreitet. Der Euro Invest bleiben inzwischen die Kunden aus. „Niemand will mehr mit uns in Kontakt treten. Unsere Branche ist extrem scheinheilig – don’t touch me“.

Für Verteidiger Rienmüller ist der Richterspruch wenig überraschend. Dies habe sich bereits nach den bisherigen Urteilen abgezeichnet. Der Prozess warf etliche Rechtsfragen auf, die in der Berufung zu klären seien.