Wirtschaft

Tagung in Wien: Strom und Jobs für die Welt

Heizen, kochen, fernsehen, das Handy aufladen: Haushalte ohne Strom sind für uns unvorstellbar. Anders ist das in Bangladesch: "51 Prozent unserer Bewohner haben aktuell keinen Zugang zu Strom", erklärt Abser Kamal, Leiter von Grameen Shakti. Sein Unternehmen - eine Tochter der Nobelpreis-gekrönten Mikrokreditbank Grameen - will das ändern: Vor allem in den ländlichen Regionen Bangladeschs vertreibt man Solar-Anlagen, energieeffiziente Öfen und Biogas-Anlagen. Die Anschaffung wird durch Mikrokredite finanziert, Frauen werden als Techniker ausgebildet. "Wir haben 1996 begonnen", erzählt Kamal. "Bis jetzt haben wir 760.000 Solaranlagen in Bangladesch installiert und damit rund sieben Millionen Menschen geholfen."

Fairness

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Es sind Ideen wie diese, die soziale Unternehmen (Englisch: Social Businesses) auszeichnen: In Wien tagen bis Samstag rund 550 von ihnen, um Ideen auszutauschen. Bundeskanzler Werner Faymann begrüßte die Initiative und meinte: "Es braucht faire und ausgewogene soziale Konditionen, um die Demokratie zu stärken." Man könne arbeitslosen jungen Menschen nicht erzählen, die Welt sei fair, wenn sie keine Perspektiven hätten.

Genau diese will ihnen Muhammad Yunus geben: Als Gründer der Grameen Bank ist er der Star am Gipfel. Kritische Berichte über exorbitante Zinsen und unsachgemäße Verwendung von Geldern bei den Mikrokrediten werden zurückgewiesen und als politische Kampagne gegen einen potenten Kandidaten abgetan.

Tatsächlich hat Yunus offenbar das Zeug zu einem Parteiführer. Er spricht visionär und mit Charisma und erntet viel Applaus: "Wenn die Krise am tiefsten ist, sind auch die Chancen am größten", spricht er die aktuellen Sorgen in der EU an. Er fordert die Teilnehmer auf: "Jeder von uns sollte versuchen, fünf Menschen Arbeit zu geben." Probleme wie Arbeitslosigkeit müsste man konkret angehen: "Die Menschen sind zu beschäftigt, Geld zu machen oder einen besseren Job zu bekommen." Doch es sei zu bequem, nur auf die Lösungen der Politik zu warten. Jeder könne im Kleinen mithelfen, die Millenniumsziele der UNO (mit dem obersten Ziel, die globale Armut bis 2015 zu halbieren) zu erreichen.

Thomas Stelzer, ranghoher Vertreter der UNO, ortet zwar Rückschläge durch die Krise; die Richtung stimme aber: "Bis 2015 wird der Anteil der armen Menschen auf der Welt klar unter 20 Prozent fallen." Bei der Kindersterblichkeit oder dem freien Zugang zu Bildung gäbe es aber noch Aufholbedarf. Neuen Schwung erhofft man sich von der YY Millennium Tour, die in Wien gestartet wurde und Jugendliche weltweit für das soziale Unternehmertum begeistern soll.