Strumpffirma Kunert geht an Erhard Grossnigg
Von Simone Hoepke
Wenn in Österreich eine insolvente Firma einen Käufer sucht, gilt Erhard Grossnigg im Bieterrennen meist als Fixstarter. Jetzt hat er in Deutschland einen Deal fix gemacht und die Mehrheit am 1907 gegründeten Strumpfhersteller Kunert erworben. Dieser hatte im Frühjahr Insolvenz angemeldet.
Grossnigg übernimmt die Produktionsstätten im Allgäuer Immenstadt und in Marokko sowie 900 Mitarbeiter im Rahmen einer übertragenen Sanierung. Das ermöglicht einen Neustart ohne Schulden. Der Kaufpreis, der nicht genannt wird, fließt in die Insolvenzmasse. Die Marken Kunert, Julius Kunert und Hudson gehen in die neugegründete Kunert Fashion GmbH über. „Ich habe die einfache Mehrheit und die operative Verantwortung“, sagt Grossnigg im KURIER-Gespräch. Der bisherige Mehrheitseigentümer Julius Textile Investment, Teil der britischen Kingsbridge Capital Gruppe, bleibt mit einem Minderheitsanteil an Bord.
Grossnigg hat ambitionierte Ziele: „2014 wollen wir wieder Gewinne schreiben. Es geht nicht um quantitatives Wachstum, sondern darum, beim laufenden Umsatz die Profitabilität zu verbessern.“ Das Unternehmen habe den schmerzhaftesten Teil der Sanierung aber bereits hinter sich. So wurde die Produktion ins Billiglohnland Marokko ausgelagert.
Derzeit hält der Strumpfhersteller laut Grossnigg bei einem Jahresumsatz „zwischen 45 und 50 Millionen Euro“. Rund 70 Prozent des Geschäfts macht Kunert in Deutschland, zu den Kernmärkten zählen zudem Österreich und die Schweiz. „Es geht darum, diese Märkte zu stabilisieren.“
Fest steht, dass Kunert seine Glanzzeiten – in denen Stars wie Romy Schneider für die Marke warben – hinter sich hat. Seit dem Tod des Firmenpatriarchen Julius Kunert vor zwanzig Jahren gaben sich die Manager die Klinke in die Hand. Das Unternehmen häufte Verluste an. Der einstige Umsatzbringer – die Lizenz für die Marke Burlington – ging bereits 2008 an den größten deutschen Konkurrenten Falke. Zuletzt saß Kunert auf einem Schuldenberg in Höhe von 44 Millionen Euro.
Sanierer
Für Grossnigg (Bild) sind solche Zahlen das tägliche Geschäft. Der Sanierer hat unter anderem den Wäschehersteller Huber Trikot restrukturiert. Mit seiner Austro Holding ist er auszugsweise am Büromöbelhersteller Neudoerfler, am Heiz- und KochgeräteSpezialisten Lohberger oder an der Outdoor-Marke Dachstein mehrheitlich beteiligt. Dem gebürtigen Linzer gehört auch die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Grossnigg ist zudem an der Semper Constantia Privatbank beteiligt, die durch die Immofinanz-Konstruktion in Schwierigkeiten kam.