Streit um Vorschläge zur Griechen-Rettung
Von Christine Klafl
Ist ein Privathaushalt, ein Handwerker oder auch ein großes Unternehmen pleite, haben sie alle eines gemeinsam: Sie wünschen sich einen Befreiungsschlag, also das Streichen großer Teile ihrer Schulden. Mit einem derartigen Schuldenschnitt - von manchen verniedlichend Umschuldung genannt - könnte auch Griechenland ein Neustart gelingen. Lauter und heftiger denn je streiten jedoch die EU-Regierungen, Vertreter von Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF), wie, in welcher Form und ob Griechenland weiterhin geholfen werden soll. Letztlich steht auch die Zukunft des Euro auf dem Spiel.
Einen Weg aus der Schuldenkrise könnte ein Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs an diesem Donnerstag zumindest ebnen. Vorschläge, über die derzeit hitzig diskutiert wird:
Rückkauf von Staatsanleihen Griechenland sitzt auf einem Schuldenberg von etwa 340 Milliarden Euro. Den Großteil davon hat sich das Land via Staatsanleihen geborgt, etwa von Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, aber auch Privaten. Seit Ausbruch der Griechenland-Krise sind die Kurse dieser Anleihen tief in den Keller gerasselt und nur noch etwa die Hälfte wert. Die Idee also: Griechenland soll vom Euro-Rettungsfonds EFSF Geld geborgt bekommen, mit dem das Land ausstehende Anleihen zum Marktpreis - also etwa zur Hälfte - aufkauft.
Verkaufen viele auf diesem Weg ihre Anleihen, wäre Athen schlagartig einen Teil seiner Schulden los.
Mit den Käufen würde Athen die Anleihenkurse selbst hochtreiben, weil plötzlich Nachfrage nach den "Ramschpapieren" besteht.
Anleihenkauf durch den Rettungsfonds Der EFSF könnte auch den kurzen Weg gehen und selbst Griechenpapiere aufkaufen. Die Vor- und Nachteile wären aber wohl die selben, wie wenn Athen selbst kauft. Der EFSF könnte aber auch einen Tausch anbieten: Nehme Griechenland-Anleihen und gebe dafür garantierte und mit der Bestnote AAA versehene EFSF-Anleihen.
Kauft der EFSF die Papiere zu Marktpreisen (also etwa um die Hälfte des Emissionspreises), wäre Athen einen Teil seiner Schulden los. Die tauschenden Investoren würden Papiere mit bester Bonität bekommen und müssten sich um weitere Kursverluste keine Sorgen mehr machen.
Auch hier würden wohl keine allzu großen Summen zusammenkommen. Wer vor ein paar Jahren zu 100 Euro gekauft und nun für 50 Euro verkaufen soll, wird wohl wenig Freude damit haben.
Laufzeitverlängerung Besitzer von griechischen Papieren sollen dazu bewogen werden, in Papiere mit längeren Laufzeiten und tieferen Zinsen zu tauschen.
Athen bekommt viel mehr Zeit, seinen Haushalt in den Griff zu bekommen und so seine Schulden vielleicht doch zur Gänze zu bezahlen.
Griechenland zahlt bei dieser Aktion für Papiere, die derzeit nur die Hälfte wert sind, 100 Prozent - wenn auch für einen längeren Zeitraum. Die Krise könnte dadurch nur prolongiert werden.
Bankenabgabe Alle Finanzinstitute der Eurozone, auch jene, die kein Griechenland-Engagement haben, sollen einen Beitrag zur Rettung Griechenlands abliefern.
Die Abgabe wäre auf viele Schultern verteilt und würde einzelne Institute nicht allzu schwer treffen.
Der Obolus ist auch deshalb ungerecht, weil er Institute von außerhalb der Eurozone ungeschoren lässt. Letztlich würden auch die Bankkunden zur Kasse gebeten.
All diese Aktionen und Vorschläge machen aber nur dann Sinn, wenn die griechische Wirtschaft wieder auf die Beine kommt. Hilfe kommt dabei von der EU-Kommission. Nimmt Griechenland Gelder aus dem Regionalfonds der EU in Anspruch, muss es künftig weniger Eigenmittel (15 statt bisher 21 Prozent) für die nötige Kofinanzierung aufbringen.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Hintergrund