Streit um Teilzeitboom im heimischen Handel
Von Anita Staudacher
Wenn sich Frauen in Österreich als Verkäuferinnen bewerben, dann suchen sie fast ausschließlich Teilzeitstellen. Dies behauptet zumindest die Obfrau der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer, Bettina Lorentschitsch. „Es ist fast unmöglich, weibliche Beschäftigte für eine Vollzeitstelle zu bekommen“. Viele ausgeschriebene Verkaufs-Jobs, insbesondere im Lebensmittelhandel, könnten daher gar nicht besetzt werden. Damit sie mehr Bewerbungen erhalten, würden Händler vermehrt dazu übergehen, nur noch Teilzeitstellen anzubieten.
Die Kritik der Gewerkschaft, dass Frauen zur Teilzeit quasi gezwungen werden, kann Lorentschitsch nicht nachvollziehen. „Wir wären doch froh, wenn mehr Frauen statt Teilzeit Vollzeit arbeiten.“ Dass dies aufgrund von Kinderbetreuung oft gar nicht immer möglich ist, sei ihr natürlich klar. Aber es gebe auch ein davor und danach.
Job-Chancen
Laut AMS-Qualifikationsbarometer sind die Job-Chancen im österreichischen Handel generell relativ gut, vor allem in Städten. Trotz mauer Konjunktur steigen die Beschäftigtenzahlen. Aber: „Die größten Chancen gibt es im Bereich der geringfügigen und Teilzeit-Beschäftigung“. Soll heißen: Es wird dieselbe Arbeit auf mehr Köpfe aufgeteilt. Vor allem an Samstagen werden stundenweise Aushilfskräfte, etwa Studenten, beschäftigt. Die Zahl der geringfügig Beschäftigten im Handel stieg zuletzt auf 55.000 an.
Henne-Ei
Arbeit im Handel
Beschäftigt: Der Handel beschäftigt ca. 520.000 Menschen.
Offene Stellen: Via AMS sind in Österreich aktuell 3500 Verkaufsjobs zu vergeben, davon 1000 Lehrstellen.
Teilzeit: Die Hälfte der offenen Stellen sind keine Vollzeitstellen.
Arbeitslose: Ende Juli gab es knapp 32.000 arbeitslose VerkäuferInnen.
Frauen und Quote
72 % der Beschäftigten im Einzelhandel sind Frauen, im gesamten Handel sind es 60 Prozent.
55 % der Beschäftigten im Einzelhandel arbeiten Teilzeit, im gesamten Handel 45 Prozent.