Wirtschaft

Steyr-Panzerwerk steht vor dem Aus

Erst war von einem massiven Stellenabbau im Steyr-Panzerwerk SSF in Wien-Simmering die Rede. Doch die Zeichen deuten auf eine völlige Stilllegung durch den US-Eigentümer General Dynamics hin. Damit steht das letzte Element der klassischen österreichischen Rüstungsproduktion vor dem Aus.

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Die Kanonenproduktion war Anfang der 80er-Jahren dem Noricum-Skandal zum Opfer gefallen, weil die Voest damals illegal weitreichende Kanonen an die Kriegsgegner Irak und Iran verkauft hatte. Die Panzerproduktion in Wien-Simmering konnte sich weiterhin erfolgreich behaupten. Zuletzt entschied sich die britische Armee für Kampfschützenpanzer von Steyr.

Doch mittlerweile ist das Werk im Besitz des US-Rüstungsmultis General Dynamics. Die Amerikaner haben nun angekündigt, den Standort Wien von 400 Mitarbeitern auf 70 zu schrumpfen. Gleichzeitig melden aber portugiesische Medien, dass die Amerikaner in den Hersteller Fabrequipa investieren – mit der Absicht, künftig dort den Pandur zu produzieren.

Rüstungscluster

Es begann 1998, als Frank Stronach den Steyr-Konzern filetierte. Damals herrschte ein heftiger Konkurrenzkampf zwischen der europäischen und der US-Rüstungsindustrie. Mit einem Rüstungscluster wollten die Europäer konkurrenzfähiger werden. Zu den Interessenten für die SSF gehörten daher auch die deutschen Rüstungskonzerne Rheinmetall und Kuka-Henschel.

Doch Stronach verkaufte an ein österreichisches Konsortium rund um den damaligen SSF-Generaldirektor Hans Michael Malzacher. Siegfried Wolf, zu der Zeit Magna-Europa-Chef, begründete dies mit der langfristigen strategischen Absicherung der Produktion und des Standortes. Auch für den damaligen Magna-Vizepräsidenten Karl-Heinz Grasser kam nur eine „österreichische“ Lösung infrage. General Dynamics war aber schon als Minderheitseigentümer dabei. Im Jahr 2003 übernahm General Dynamics die SSF zur Gänze. Die Amerikaner hatten aber mit dem Schweizer Radpanzerhersteller MOWAG bereits einen Radpanzer-Produzenten im Besitz.

Dass sie künftig wohl nicht mehr gebraucht würden, wurde für die Panzertechniker in Simmering erstmals 2010 bei der Messe Eurosatory in Paris sichtbar. Da wurde der Schweizer Piranha und nicht der österreichische Pandur präsentiert. SSF-Mitarbeiter mutmaßen, dass die Produktion nicht nur wegen der geringeren Kosten verlegt wird. Die portugiesische Armee hat 260 Pandur bestellt. Beim heimischen Bundesheer ist kein Beschaffungsauftrag in Sicht.

Wenn der US-Geheimdienst CIA Kriege führt, braucht er dazu aus politischen Gründen Waffen aus fremden Staaten. Denn es schaut im Fernsehen und auf Pressefotos gar nicht gut aus, wenn etwa ein insgeheim verbündeter Drogenbaron in Kolumbien nach einem Putsch mit einem amerikanischen M-16 Sturmgewehr zur Pressekonferenz erscheint.

Auch amerikanische Panzer in Händen von blutrünstigen Diktatoren, die auf die friedliche Opposition schießen lassen, beschädigen das politische Image. Deshalb sind US-Geheimdienste weltweit auf der Suche nach Waffen für illegitime Verbündete.

Erfolgreich waren sie in den 70er- und 80er-Jahren vor allem beim damals verstaatlichten Steyr-Rüstungskomplex mit seinen 17.000 Mitarbeitern. Hilfreich waren als Vermittler jene Nazi-Größen, denen bei Kriegsende die CIC – eine Vorgängerorganisation der CIA – nach Lateinamerika verholfen hatte. Diese unterstützten die dort etablierten Militärdiktaturen gegen Befreiungsbewegungen.

So bekam auch Klaus Barbie, der berüchtigte „Schlächter von Lyon“, einen CIC-Ausweis. Er machte sich dafür beim Export österreichischer Kürassier-Jagdpanzer nach Bolivien nützlich. Auch Steyr-Sturmgewehre landeten bei Drogenkartellen.

Dagegen formierte sich in Österreich Widerstand (siehe Archivbilder rechts). Eisenbahngewerkschafter konnten die Auslieferung von Kürassier-Jagdpanzern nach Chile verhindern.