Statistiker dürfen bald echte Verkaufsdaten nutzen
Von Anita Staudacher
Die Kritik gibt es schon lange: Die monatlichen, fiktiven Testkäufe des Erhebungsteams der Statistik Austria bilden das tatsächliche Einkaufsverhalten der Österreicher nur unzureichend ab. Der stationäre Handel hat – getrieben vom Online-Handel – seine Preispolitik stark verändert, dynamische Preisgestaltung (personalisierte Rabatte etc.) ist auf dem Vormarsch. Bisher fließen aber nur die Angebotspreise in die Inflationsberechnung ein, nicht aber echte Transaktionsdaten.
Das soll sich jetzt ändern: Um mehr Wahrheit in den Warenkorb zu bringen, darf die Statistik Austria schon bald die echten Verkaufsdaten (Scannerdaten) von Handelsketten nutzen. Möglich macht dies eine Verordnung des Wirtschaftsministeriums, die die Händler dazu zwingt, die elektronischen Schnittstellen zur Statistik zu legen. Die Verordnung soll noch im ersten Halbjahr erlassen werden, heißt es aus dem Ministerium. Verhandlungen dazu laufen gerade. "Wir sind in der Schlussgeraden", sagt Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer. Unklar ist noch, wer die Verkaufsdaten in welcher Form zur Verfügung stellen muss. Es soll aber in erster Linie um Waren des täglichen Bedarfs, also um den Lebensmittelhandel, gehen.
EU-Verordnung
Grundlage für die Neuregelung ist eine entsprechende EU-Verordnung, die seit Jahresbeginn in Kraft ist. Einige EU-Länder, etwa die Niederlande, Belgien und Dänemark, nutzen Scannerdaten bereits zur Inflationsberechnung. Die Händler stellen die Daten kostenlos zur Verfügung, erhalten von den staatlichen Statistikern aber als Gegenleistung Sonderauswertungen.
In Österreich ließen sich die Lebensmittel-Händler mit Verweis auf den Datenschutz und das Wettbewerbsrecht bisher nicht freiwillig in die Kassa blicken. Scannerdaten liefern detaillierte Informationen über Menge, Merkmale und Wert der verkauften Waren. Dies steigert nicht nur die Qualität der Datenerhebung, sondern senkt auch die Kosten für die Vor-Ort-Erhebungen der Statistik Austria. Zudem kann der Warenkorb rascher an geändertes Kaufverhalten angepasst werden.
Artikel zur Dezember-Inflation finden Sie hier.