Starthilfe aus Skandinavien für die heimische Biotech-Szene
Von Anita Staudacher
Was treibt einen erfolgreichen Auslands-Österreicher dazu, von Norwegen und Schweden aus dem heimischen Unternehmertum auf die Sprünge helfen? „Es gibt so viele Forscher, die eine tolle Idee in der Tasche haben, aber nur die wenigsten machen etwas daraus“, meint Walter Stockinger. Der gebürtige Niederösterreicher gründete im Vorjahr gemeinsam mit einer Geschäftspartnerin in Oslo den Risikokapital-Fonds Hadean Ventures. Sein Ziel: Innovative Medikamente oder Impfstoffe bis zur Marktreife bringen. Mangels Risikokapital (Venture Capital) stoßen nämlich viele hoffnungsvolle Start-ups im Biotech- und Pharmaumfeld sehr rasch an ihre Grenzen und müssen aufgeben – oder ins Ausland gehen.
Spezialisierter Fonds
„Österreich hat eine lebendige Start-up-Szene im LifeScience-Bereich. Die Frühförderung durch staatliche Förderstellen wie die aws (Austria Wirtschaftsservice, Anm.) funktioniert gut. Was aber fehlt, ist ein richtiges Ökosystem und private Risikokapitalgeber“, erläutert Stockinger im Gespräch mit dem KURIER. Das Problem: Die meisten so genannten Wachstumsfinanzierer sind thematisch breit aufgestellt, für den Gesundheitsbereich ist jedoch Expertenwissen gefragt. Genau damit will Hadean Ventures punkten. Stockinger, der in Wien Biochemie studierte, und seine norwegische Geschäftspartnerin, die Ärztin Ingrid Teigland Akay, verfügen über viel Erfahrung im Gesundheitsbereich.
Start-ups gesucht
Der Investment-Fokus von Hadean Ventures mit Sitz in Oslo liegt auf Skandinavien, Deutschland und Österreich. „Unterinvestierte Regionen“, nennt sie Stockinger. Soll heißen, es wird dort viel geforscht, aber aus Innovationen werden selten marktreife Produkte. „Wir führen Gespräche mit diversen Start-ups, manche Ideen sind wirklich vielversprechend“, sieht Stockinger viel Potenzial in Österreich. Infrage kommen Start-ups aus dem Bereich Biotech, LifeScience, Medizintechnik und eHealth. In Wien soll demnächst ein Büro von Hadean eröffnen.
Beispiel Immuno
Als Beispiel, dass in Österreich „etwas ganz Großes“ entstehen kann, nennt Stockinger die Firma Immuno. 1973 hatte ein österreichischer Virologe die Idee eines Impfstoffes gegen die damals neu entdeckte FSME-Erkrankung. Noch heute, 46 Jahre später, wird der in Orth an der Donau hergestellte FSME-Impfstoff weltweit eingesetzt.
100 Millionen Euro an Kapital will Hadean Ventures bei Investoren einsammeln. Aktuell liegen 60 Millionen Euro im Topf. Ein Großteil des Kapitals stammt von nordischen Privatstiftungen und Familienvermögen. Kerninvestoren sind Argentum, ein norwegischer Beteiligungsfonds, der selbst in Risikokapital-Fonds investiert (Fund-of-Fund), sowie der schwedische Fonds Saminvest, der auch Staatsgelder verwaltet und die professionelle Investorenszene fördern will.
Vorbild Schweden
„In Schweden gibt es ein starkes politisches Bekenntnis zum LifeScience-Bereich“, berichtet Stockinger. Der Staat fördere den Sektor nicht nur direkt, sondern unterstützt – mit Auflagen – auch private Venture-Fonds. „Man ist sich über die Umwegrentabilität solcher Investments bewusst. Es gibt nämlich Hebeleffekte. So werden pro Investment auch andere private Fonds hereingelockt und der Großteil des so investierten Geldes fließt ohnehin durch Steuereinnahmen wieder zurück.“
Österreichische Investoren seien bei Hadean herzlich willkommen, so Stockinger. Das Mindestinvestment beträgt eine Million Euro. Der erste aufgelegte Fonds hat eine Laufzeit von zehn Jahren, in den nächsten Jahren sollen zehn bis zwölf Start-ups unterstützt werden. Ein späterer Börsegang sei nicht das Ziel, strategische Partnerschaften schon eher. Das Risiko für Investoren ist hoch, 60 bis 70 Prozent aller Pharma-Investments gehen schief.
Bevor Stockinger Ende 2017 Hadean gründete, kümmerte er sich sieben Jahre lang um den Healthcare-Venture-Capital-Fonds von Nestlé. Zuvor war der Vater von zwei Töchtern fünf Jahre an der Harvard University in den USA sowie bei Boston Consulting in Wien, wo er sich um den Bereich Healthcare kümmerte.