Wirtschaft

Standort-Rankings: Österreich fällt aus oberstem Drittel

Kaum ein Tag, ohne dass ein Industrieboss in das Klagelied einstimmt: Österreich verliert an Standortqualität. Die Wettbewerbsfähigkeit leidet. Wir laufen Gefahr, den Wohlstand zu verspielen.

Für viele der Ranglisten, in denen Österreich absackt, lassen sich freilich Gegenbeispiele finden, wo sich das Land verbessert hat. Das umfassendste Bild liefert somit ein Vergleich der Wirtschaftskammer, der Österreichs Abschneiden bei 180 Einzel-Rankings und Indikatoren auswertet. Dieser "WKO Monitoring Report", der soeben für 2014 aktualisiert wurde, berücksichtigt nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch ergänzende Bereiche wie Arbeitsmarkt, Bildung, Lebensqualität, Umwelt und Demokratie.

Aufholprozess dauert

Es handelt sich also um eine Meta-Rangliste, quasi die "Mutter" aller internationalen Vergleiche. "Das punktuelle Abschneiden ist dabei weniger wichtig als die langfristige Entwicklung", sagt Stephan Henseler von der wirtschaftspolitischen Abteilung der WKO. Diese bestätigt jedoch leider die problematische Tendenz: Österreich verliert schleichend an Boden.

Die WKO berechnet nämlich quer über alle 180 Vergleiche, wie viel Prozent der Länder besser oder schlechter abschneiden. Seit 2005 wird Österreich von immer mehr Konkurrenten überrundet – und ist 2014 sogar erstmals aus dem Spitzendrittel gefallen (siehe Grafik unten).

Damit kann sich eines der höchstentwickelten Länder der Welt nicht zufrieden geben. "Österreichs Anspruch müsste es sein, wesentlich besser platziert zu sein", kommentiert IHS-Chef Christian Keuschnigg das dürftige Abschneiden. "Das Land sollte unter den Top fünf oder zehn Prozent sein." Das sei freilich nicht in ein, zwei Jahren zu erreichen, sondern ein langwieriger Prozess – es gelte, sich in allen Bereichen zu verbessern. Das überraschendste Ergebnis: Österreich schneidet beim Arbeitsmarkt schlecht ab. "Hier fließt nicht nur die Arbeitslosigkeit ein, sondern auch das Pensionsantrittsalter oder die Arbeitszeitflexibilität", erläutert Henseler.

Dass sich das Abschneiden im Bereich Investitionen und Finanzmarkt seit 2012 verbessert hat, habe mehrere Gründe: Österreich profitiere von der Entspannung der Schuldenkrise, sei erstmals Netto-Auslandsinvestor und bei der Venture-Capital-Finanzierung habe sich "ein wenig getan", so Henseler.

Minimal hochgeklettert ist Österreich bei Bildung und Wissenschaft – dank zuletzt etwas besserer PISA-Resultate. "Es ist sehr, sehr schade, dass wir bei der nächsten Leistungsfeststellung nicht teilnehmen", sagt Henseler.

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