Wirtschaft

Bawag schießt sich auf Strafgutachter ein

In der 400-Millionen-Euro-Spekulationsaffäre „Swap 4175“ zwischen Stadt Linz und der Bawag werden schwere Geschütze aufgefahren. Die Bank hat im Ermittlungsverfahren (Aktenzahl 9 St 80/11z) gegen den Ex-Finanzdirektor Walter P., Finanzstadtrat Johann Mayr und gegen „unbekannte Täter auf Seite der Bawag“ ein Privatgutachten des deutschen Sachverständigen Thomas Heidorn vorgelegt.

Zugleich haben die Bawag-Anwälte beantragt, dass der von der Staatsanwaltschaft Linz engagierte Gutachter Christian Imo abberufen wird. Begründung: Imo seien in seiner 400 Seiten starken Expertise viele Rechenfehler unterlaufen, er ziehe falsche Schlussfolgerungen und übergehe zentrale Beweisstücke. Auch wird behauptet, der Sachverständige stelle „sehr einseitige Fragen“ zuungunsten der Bawag. „Es sind eine Menge Fehler drinnen“, sagt Privatgutachter Heidorn. Nun muss sich das Landesgericht Linz damit befassen. Im Jänner wurde ein Befangenheitsantrag der Bawag gegen Gutachter Imo abgeschmettert.

Überfordert

Warum die Bank auf den Sachverständigen schlecht zu sprechen ist, erklärt sein Gutachten. Imo kommt darin zum Schluss, dass die Linzer Finanzabteilung beim Handling der riskanten Zinswette überfordert war: „Der Finanzdirektor verfügte nicht einmal ansatzweise über das erforderliche Know-how, um ein ordnungsgemäßes Risikomanagement durchführen zu können.“ Das Ziel der Stadt Linz, mit dieser Wette auf Franken-Euro-Basis die Zinslast zu reduzieren, sei von Anfang an verfehlt gewesen. „Von einer Optimierung des Schuldenportfolios der Stadt Linz durch den Swap-Vertrag mit der Bawag kann nicht gesprochen werden“, stellt Imo fest. Auch habe es „keine Verlust-Limitierung“ gegeben. Zugleich ergibt sich für die Stadt durch das Spekulationsgeschäft ein „asymmetrisches Gewinn-Verlust-Profil“. Eine mögliche leichte Ertragssteigerung um das 1,14-Fache sei mit einer Verachtfachung des Risikos verbunden gewesen. Unter dem Strich hat Imo für dieses Derivatgeschäft eine Gewinnspanne von 40 Prozent bzw. 20 Millionen Euro für die Bank errechnet: „Solche Margen sind absolut nicht marktüblich.“ Linz hat aktuell 24 Millionen Euro Schaden und stoppte die Zahlungen. Die Bawag klagte die Stadt daraufhin auf Zahlung von 400 Millionen Euro aus dem bis 2017 laufenden Vertrag.

Indes sind für Heidorn die Euro-Krise und die dadurch ausgelösten Franken-Kursveränderungen schuld an der Misere. Heidorn: „Das Risiko war ein seltenes Ereignis und das ist hier eingetreten.“