Wirtschaft

So wirkt Trump auf Wirtschaft und Börsen

Was der neue Präsident jenseits des Großen Teiches sagt oder twittert, kann uns egal sein? Weit gefehlt. Die USA sind mittlerweile der zweitwichtigste Exportmarkt Österreichs. Noch mehr an Bedeutung gewinnen die USA für die heimischen Unternehmen über den Umweg Deutschland. Der Nachbar ist Österreichs wichtigster Handelspartner, für Deutschland wiederum sind die USA schon an der Spitze der Exportpyramide. Wie Trump die US-Wirtschaft steuern will, hat also direkte Auswirkungen auch auf heimische Unternehmen und Arbeitsplätze. Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek hat die positiven und negativen Effekte aufgelistet.

+ Infrastruktur: Ob für Highways, Brücken oder Flughäfen – in die Infrastruktur sollen 1000 Milliarden Dollar (rund 944 Mrd. Euro) gepumpt werden. Das schafft Jobs und fette Aufträge für Bauunternehmen – was sich auf deren Aktienkurse auswirken wird. Für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko hätten die USA übrigens nicht genügend Zement. Sie müssten beim Baustoffriesen Cemex, ausgerechnet einem mexikanischen Konzern, zukaufen.

+ Steuersenkung:Wie deutlich Trump die Privathaushalte und die Unternehmen entlasten wird, ist noch offen. Klar ist aber, dass jede Steuersenkung Gelder frei macht – für Konsumausgaben oder Investitionen. Dass den Unternehmen höhere Gewinne winken, hat an der Börse schon für ordentlich Auftrieb gesorgt. Brezinschek geht davon aus, dass dies noch ein paar Monate anhalten könnte.

+ Deregulierung:Trump will die Gesetzesbücher entrümpeln und Regularien zusammenstreichen. Ein Mehr an Ellbogenfreiheit vor allem für kleine Firmen sollte die Wirtschaft ebenfalls stimulieren.

- Protektionismus:Das große transpazifische Freihandelsbündnis TPP mit zwölf Pazifik-Anrainerstaaten steht für 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung und war auch dafür gedacht, China Paroli zu bieten. Eine der ersten Amtshandlungen Trumps war der Rückzug aus TPP. Zudem werden Strafzölle auf Importgüter angedroht. Wenn da Wertschöpfungsketten zerrissen werden, könnte es an den Börsen leicht auch um 20 bis 25 Prozent nach unten geht, warnt Brezinschek.

- Interventionen:Präsident Trump hat schon etliche Konzernbosse "eingeladen", die nächsten Werke doch in den USA zu errichten. Made in the USA ist aber deutlich teurer als Produkte oder Teile davon, die günstig in Asien hergestellt werden. Das kostet Kaufkraft. Dazu kommt, dass die Interventionen Trumps überhaupt das gesamte Investitionsklima eintrüben könnten.

- Schuldenberg:Die Staatsverschuldung der USA macht jetzt schon etwas mehr als die Wirtschaftsleistung (BIP) eines ganzen Jahres aus. Im Jahr 2025 könnte diese Quote bereits bei 136 Prozent liegen, meint Brezinschek. Bei steigenden Zinsen wird der Spielraum für öffentliche Ausgaben massiv schrumpfen.

Die Konsequenz für Anleger: Bis zum Sommer winken weitere Kursgewinne, in den USA genau so wie in Deutschland oder Österreich. Zu den Branchen, die profitieren könnten, zählen Öl und Gas, Grundstoffe und Industrie. "Kritisch könnte es im dritten Quartal werden", warnt der Analyst. Dann könnten Enttäuschungen über eine doch nicht so üppige Steuerreform in den USA auf die Kurse drücken.