Siemens verkauft Getriebe-Tochter Flender an Investor
Verkauf statt Börsengang: Der deutsche Siemens-Konzern gibt die Getriebe-Tochter Flender für mehr als 2 Mrd. Euro an den US-Finanzinvestor Carlyle ab. Damit könne schneller Klarheit für die Zukunft des Unternehmens geschaffen werden als mit der ursprünglich geplanten Abspaltung, nach der Flender im nächsten Jahr an die Börse gebracht werden sollte, erklärte der Industriekonzern am Donnerstag.
Um das nach einer Sanierung profitable Geschäft mit 8.600 Mitarbeitern und rund 2,2 Milliarden Euro Umsatz hatten mehrere Finanzinvestoren gebuhlt und Siemens damit von seinen Börsenplänen abgebracht.
Dem Konzern winkt einem Insider zufolge mit dem 2,03 Milliarden Euro schweren Verkauf im neuen Geschäftsjahr ein dreistelliger Millionen-Buchgewinn - bei der Abspaltung wäre Siemens leer ausgegangen.
Carlyle habe im Zuge des Verkaufs langfristige Zusagen für Flender gemacht, hieß es in einer Mitteilung. Konkreter wollte Siemens nicht werden. In Finanzkreisen hieß es, dabei gehe es um Beschäftigungs- und Standort-Garantien. Allein in Deutschland arbeiten 3.600 Menschen für das Unternehmen, das Siemens 2005 von Babcock Borsig gekauft hatte.
Lange galt Flender bei Siemens als Problemfall und wurde in die Reihe der "Portfolio Companies" einsortiert, die aus eigener Kraft saniert und danach verkauft werden sollten. Das gelang: Operativ erwirtschaftete Flender zuletzt einen Gewinn (EBITDA) von rund 220 Millionen Euro.
Für Carlyle ist Flender vor allem wegen dessen Position im Windkraft-Markt attraktiv. Das Unternehmen ist neben ZF einer der größten Lieferanten von Antrieben für große Windräder und zählt alle großen Unternehmen der Branche wie Vestas und die Siemens-Tochter Gamesa zu seinen Kunden.
Siemens hatte die eigene Sparte Wind Energy Generation Anfang September in Flender eingebracht. Das Unternehmen stellt aber auch große Getriebe und Kupplungen für Kräne, Schiffe oder die Öl- und Gasförderung her.
Der neue Eigentümer Carlyle setzt auf eine noch stärkere Internationalisierung des Geschäfts und auf selektive Zukäufe. Mit einigen Jahren Verzögerung könnte er Flender am Ende doch noch an die Börse bringen. Finanzinvestoren suchen in der Regel nach fünf bis sieben Jahren den Ausstieg aus ihren Investments.
Die größte Beteiligung von Carlyle in Deutschland ist derzeit der Berliner Spezialchemiekonzern Atotech. Die ehemalige Tochter des französischen Ölkonzerns Total soll in den USA an die Börse gebracht werden.