Wirtschaft

Shitstorm gegen Versicherungen

Clemens Haipl, Mitarbeiter des Radiosenders FM4, ist erbost. Nicht primär wegen des Diebstahls seiner drei Fahrräder. Sondern, wie seine Versicherung damit umgeht. Sie ersetzt zwar den Schaden von insgesamt 747 Euro. Doch gleichzeitig teilt sie dem Kunden mit, den Vertrag ändern zu wollen. Inklusive einer Prämienerhöhung. Und die Versicherer schreiben weiter, dass sie sich für den Fall, "dass Sie mit unseren Änderungsvorschlägen nicht einverstanden sein sollten, eine Kündigung vorbehalten".

Das ließ Haipl nicht auf sich sitzen und stellte das Schreiben der Versicherung auf Facebook, gefolgt von einem zynischen Kommentar. Sukkus: Seit 24 Jahren sei er Kunde und habe seither insgesamt 6360 Euro eingezahlt. Und nun, schon bei der ersten Leistung, gebe es negative Konsequenzen. "Ich bringe jeden Tag Kaffee ins Sekretariat und singe ,Wiener Städtische, wir loben dich‘", schrieb Haipl.

Was folgte, war ein kleiner Sturm der Entrüstung. Mehr als 1600 Facebooker signalisierten ihre Zustimmung, in fast 200 Kommentaren schilderten Betroffene ähnliche Fälle. Die Städtische teilte nun mit, dass sie sich mit dem Kunden auf eine Lösung geeinigt habe.

Fall 2: Ausfall in der Ordi

Ähnlich unliebsame Erfahrungen haben zwei Wiener Ärztinnen mit ihrer Betriebsunterbrechungsversicherung gemacht: Eine Zahnärztin, seit 1986 versichert, erkrankte 2009 schwer und musste ihre Ordination sechs Wochen lang zusperren. Danach wurde sie von der Versicherung gekündigt, für die sie mehr als 20 Jahre lang eingezahlt hatte, zuletzt 3000 Euro jährlich. Einige Jahre davor war sie 14 Tage ausgefallen. Die Versicherung bot an, sie für eine deutlich höhere Prämie weiterzuversichern, doch sie winkte ab. "Ich habe mehr eingezahlt, als ich rausgekriegt habe. Wenn du über 50 bist, versuchen sie dich rauszudrängen."

Der anderen, einer Hautärztin, passierte das Gleiche. Sie zahlt seither eine höhere Jahresprämie – über 3000 Euro. Sie rät zu einem Versicherungsmakler, allein durchschaue man die Angebote nicht. Ihr Makler habe ihr ein Modell mit Kündigungsverzicht des Versicherers empfohlen. Bei Nicht-Inanspruchnahme kriegt sie Geld zurück. Jetzt ist die Ärztin zufrieden.