Wirtschaft

Sergio Marchionne zimmert aus Fiat einen Weltkonzern

Sergio Marchionne ist am Ziel: Seit 2012 versuchte der Fiat-Boss, den restlichen 41,5-Prozent-Anteil am US-Autobauer Chrysler zu übernehmen. Doch der Besitzer, der US-Gewerkschaftsfonds Veba, war sich mit dem Italiener über den Wert des Pakets uneins. Gerichtsprozesse folgten, schlussendlich sollte Chrysler sogar noch im Herbst an die Börse kommen. Doch nun ist alles anders: Fiat und Veba einigten sich auf einen Preis von 3,2 Milliarden Euro für das Paket, um 400 Millionen weniger als allgemein erwartet.

Dem bereits seit 2004 am Steuer von Fiat sitzenden Marchionne ist damit ein entscheidender Schritt gelungen, den italienischen Autobauer als Weltkonzern zu etablieren. Denn Fiat schwächelt im Heimatland und in Europa, die Marke ist von Absatzrückgängen besonders stark betroffen. Ohne Chrysler würde Fiat Verluste schreiben, alleine im dritten Quartal wären es minus 247 Mio. Euro gewesen. Da aber Chrysler seit mehr als zwei Jahren schwarze Zahlen einfährt, verbuchte der Gesamtkonzern in dem Zeitraum 189 Mio. Euro Gewinn.

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Harter Verhandler

Der Einstieg von Fiat bei Chrysler 2009 erwies sich als goldrichtige Entscheidung, die allerdings auch mit viel Risiko verbunden war. Das Detroiter Traditionsunternehmen war in Insolvenz, nicht nur als Folge der Finanzkrise, sondern auch wegen nicht mehr zeitgemäßer Modelle und veralteter Produktionsabläufen. Marchionne schaffte es in wenigen Jahren, das Beste aus beiden Konzernen zu vereinen und sie so neu aufzustellen.

Nun hat er bei Chrysler das alleinige Sagen und kann so noch besser auf das US-Geschäft durchgreifen. „Marchionne ist ein äußerst harter Verhandlungspartner und er hat wohl Veba in die Knie gezwungen und einen sensationell niedrigen Kaufpreis verhandelt“, sagt der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Wir können also erwarten, dass alles, was die Gewerkschaft gebremst hätte, morgen ungebremst umgesetzt wird.“

"In die Geschichtsbücher eingehen"


Der Deal werde „in die Geschichtsbücher eingehen“, sagte der 61-jährige Marchionne. Damit werde ein neuer „globaler Autobauer“ entstehen, der „wirklich einzigartig“ sei. Die Aktionäre vertrauen dem studierten Juristen und Wirtschaftsprüfer. Die Aktie legte gestern, Donnerstag, um 15 Prozent zu.

Der Manager, der vor Fiat bei Verpackungsfirmen in der Schweiz tätig war, glaubt, dass es künftig nur noch fünf oder sechs große Autobauer auf der Welt geben werde. Fiat soll einer davon sein, meint der verheiratete Vater zweier Töchter. Bekannt ist Marchionne auch dafür, dass er bei geschäftlichen Anlässen meist Pullover trägt.