Seniorenclub auf dem Arbeitsmarkt
Von Anita Staudacher
Über 75 und noch im Job? Auch das gibt es in Österreich. Ganze 743 Beschäftigungsverhältnisse weist die Statistik aus, um 20 mehr als im Vorjahr. Weil die Österreicher immer älter werden, herrscht in der stark wachsenden Altersgruppe 50plus Jahr für Jahr Rekordbeschäftigung. Im Jänner entfielen zwei Drittel des Beschäftigtenzuwachses auf ältere Arbeitnehmer, im Februar war die Entwicklung ähnlich. Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer freut sich, dass zwei von drei zusätzlichen Arbeitsplätzen auf Ältere entfallen. Aber die Statistik ist tückisch. „Die Beurteilung, welche Jobs tatsächlich neu sind, kann mit den Bestandsgrößen nicht gemacht werden“, sagt WIFO-Arbeitsmarkt-Expertin Christine Mayrhuber. Soll heißen: Es bleiben auch oben mehr in Beschäftigung und unten kommt weniger nach.
„Wir beobachten schon seit Jahren, dass immer weniger in dieser Altersgruppe vorzeitig in Pension gehen“, bestätigt Mayrhuber. So hat sich die Beschäftigungsquote bei den 55- bis 59-Jährigen von 20,6 Prozent im Jahr 1995 auf 45 Prozent im Vorjahr mehr als verdoppelt. Auch deshalb, weil mehr nachrücken. Analog dazu sinkt die Pensionsquote in dieser Gruppe. „Wer eine gute Stelle hat und im Job bleiben kann, bleibt auch“, so Mayrhuber. Im EU-Vergleich holt Österreich bei der Beschäftigung Älterer zwar stark auf, liegt aber immer noch unter dem Schnitt.
Jobverlust
Die Kehrseite der Alterspyramide ist eine steigende Arbeitslosigkeit bei der Gruppe 50plus. Im Februar war die Zunahme von zehn Prozent sogar doppelt so hoch wie der Gesamtanstieg mit fünf Prozent. Da in den kommenden Jahren immer mehr in diese Altersgruppe fallen, setzt das AMS auch hier seinen arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkt. Mit Gesundheitsprävention, beruflicher Rehabilitation, Qualifikation sowie Lohnsubvention soll gegengesteuert werden. Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel fordert zusätzlich einen besseren Kündigungsschutz für Ältere.
Ein solcher könnte sich aber negativ auf die Jugendbeschäftigung auswirken. Im Februar stieg die Zahl der arbeitslosen 19- bis 24-Jährigen mit 7,7 Prozent ebenfalls überdurchschnittlich. Bei den Jüngeren sorgen Geburtenrückgang, staatliche Ersatz-Lehrstellen und mehr Schüler für eine leichte Entspannung der Lage. Hundstorfer erklärt die steigenden Arbeitslosenzahlen im Februar vor allem mit der „schwachen europäischen Konjunktur“ sowie mit der Kältewelle Anfang des Monats. Besonders betroffen war daher die Baubranche, wo es im Vergleich zum Vorjahr um 5000 Arbeitslose mehr gab. Fast jeder dritte Arbeitslose hat eine Einstellungszusage für einen Job.
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