Wirtschaft

"Mit nassen Fetzen jagen"

Die Flughafen Wien AG ist immer noch mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt. Der Prozess, den der Ende 2011 gegangene Ex-Vorstand Ernest Gabmann gegen den Airport führt, könnte für den ehemaligen niederösterreichischen VP-Wirtschaftslandesrat und Vize-Landeshauptmann zum kostspieligen Bumerang werden. Gabmann hat bekanntlich gegen seine vorzeitige Ablöse geklagt (rund 600.000 Euro) und fordert noch 326.263 Euro Boni ein.

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Der Flughafen will Gabmann freiwillig keinen Euro nachzahlen und setzte die interne Revision an. Deren Bericht mündete in einer geharnischten Gegenklage auf Schadenersatz. Der Vorwurf: Gabmann habe seinen FreundRakesh Sardana(Bild) bei der Vergabe von Shopflächen im neuen Check-in 3 (Skylink) bevorzugt, weil er mögliche bessere Offerte anderer Anbieter nicht weiter verhandelt habe.

Der Flughafen beziffert den Schaden mit zwei bis drei Millionen Euro. Das Imperium von Sardana, einst größter Händler am Airport, brach 2012 zusammen. Der insolvente Sardana baute die Shops nicht mehr aus, die Geschäfte standen monatelang leer.

Probleme

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Zwischen Sardana und dem Flughafen gab es immer wieder Probleme. Noch als Politiker soll Gabmann für den Geschäftsmann massiv interveniert haben. Der Flughafen legte bei Gericht ein bemerkenswertes Besprechungsprotokoll vor (siehe Faksimile). Am frühen Nachmittag des 9. September 2004 traf sich im Café Landtmann eine exklusive Runde: Gabmann, ein Aufsichtsrat, ein Vertrauter von NÖ-LandeschefErwin Pröll und ein Manager des Airports. Letzterer erläutert, wie weit man Sardana ohnehin schon entgegengekommen sei: Beendigung der laufenden Gerichtsverfahren ohne Gesichtsverlust für Sardana, Verzicht auf Pönaleregelung und Erlegung einer Kaution, etc.

Gabmann habe daraufhin „äußerst emotional“ ausgeführt, dass es „ein Witz sei“, wie der Flughafen Herrn Sardana behandle und eine Lösung „ganz anders ausschauen müsse.“ Würde ihm als Wirtschaftslandesrat einer seiner Hofräte einen solchen Vertrag vorlegen, würde „er ihn mit nassen Fetzen durch die Straßen jagen“.

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Gabmann (Bild), berichtete der Mitarbeiter, habe teilweise Unterlagen gehabt, die er Sardana erst am Tag zuvor persönlich übergeben habe. Der Wirtschaftslandesrat meinte, dass er die Regelung, die der Flughafen Sardana anbiete, „nie akzeptieren würde und er alles daran setzt, dass VIE (=Flughafen) Herrn Sardana so weit entgegenkommt, wie Herr Sardana dies möchte“.

Einem Konkurrenten von Sardana soll Gabmann laut Flughafen außerdem erklärt haben, wenn er seinen „Blutsbruder“ Sardana nicht in Ruhe lasse, müsse er mit Schwierigkeiten rechnen. Zur Erinnerung: Das Land NÖ ist 20-Prozent-Aktionär der börsenotierten Flughafen AG.

Gabmann, seit Ende 2011 bei seinem Freund Karl Spiehs in der Geschäftsführung der LISA Film, spricht gegenüber dem KURIER von „an den Haaren herbeigezogenen“ Vorwürfen, will sich aber nicht weiter äußern. Der gesundheitlich schwer angeschlagene Sardana weist ebenfalls alle Vorwürfe zurück, ihn habe Gabmann nie als „Blutsbruder“ angesprochen.

Gabmann stimmte zwar später als Vorstand bei der Absegnung der Sardana-Verträge für den Skylink mit Hinweis auf seine freundschaftliche Beziehung nicht mit. Fragt sich aber, ob seine Vorstandskollegen von den Konkurrenz-Angeboten wussten.