Hotels bewerten ihre (un)liebsamen Gäste
Von Anita Staudacher
Der Duschkopf war locker, das Frühstücksbuffet fad, das Personal unfreundlich: Seit im Internet Hotel-Bewertungsplattformen wie trivago, tripadvisor oder holidaycheck alles hinausposaunen, entgeht dem Gast nichts mehr. Schon jeder zweite Reisende verlässt sich bei der Hotel-Auswahl auf die Empfehlungen anderer Gäste.
Dass es bei den Einträgen nicht immer ganz ehrlich und mitunter ziemlich gemein zugeht, wird in Kauf genommen. Es sind ja doch zumeist subjektive Meinungen.
Nicht nur in Spanien, auch in Italien, den USA und in Großbritannien gibt es bereits Gäste-Plattformen. So wirbt etwa guestchecker.com ganz unverhohlen mit: "Überprüfe sie, bevor sie einchecken!" Problemgäste seien meist Wiederholungstäter, ist auf der Seite zu lesen, und diese könnten einer ganzen Reihe von Vermietern das Leben schwer machen. Und nicht nur diesen. Auch die Hotelgäste profitieren, denn wer will schon neben Krawallmachern schlafen.
Österreich
Die Reaktionen in Österreich sind verhalten. Große Hotelketten wollen sich zum Thema Gäste-Bewertungen lieber nicht äußern, in kleineren Häusern findet die Idee aber durchaus Anklang, wie Neos-Tourismussprecher Sepp Schellhorn, selbst Hotelier, bestätigt. Er selbst kann sich eine solche Bewertungsplattform auch für Österreich vorstellen.
"Wenn wir Hotels auch die Gäste bewerten, so ist das nur fair"
"Ich würde sofort mitmachen. Wenn wir Hoteliers auch Gäste bewerten, so ist das nur fair." Schellhorn erzählt, dass er selbst schon von Gästen mit schlechten Kritiken erpresst wurde – "die haben hohe Rabatte gefordert" – oder böse Einträge von Gästen lesen musste, die gar nie in seinem Hotel übernachtet haben.
Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) kennt zwar die Klagen vieler ihrer Mitglieder, einem Gäste-Check kann sie aber wenig abgewinnen. "Das ist in Österreich nicht machbar, und wir würden es auch niemandem empfehlen", sagt ÖHV-Sprecher Martin Stanits. Zum einen seien die Datenschutzbestimmungen derart streng, dass selbst latente Zechpreller nicht ungestraft geoutet werden dürften, und zum anderen wäre es kontraproduktiv. "Einem Gast bei der Ankunft ins Gesicht zu sagen, Sie bekommen kein Zimmer bei uns, halte ich für höchst problematisch."
Datenschutz
Die Datenschutz-Hürden sind in der Tat groß. Gäste müssen über die Speicherung und Weitergabe von Daten an Dritte vorher informiert werden – was bei elitebook der Fall ist – und haben ein jederzeitiges Widerrufs- und damit Löschungsrecht der eigenen Einträge.
Der ungewöhnlich verregnete und unterkühlte Sommer an der Adriaküste in Norditalien hat den Tourismus schwer getroffen. Zuletzt ließen heftige Gewitter in den beliebten Ferienorten Lignano, Jesolo und Bibione Tausende Urlauber vorzeitig abreisen. In Lignano wurden nach einem Unwetter gleich mehrere Campingplätze überschwemmt.
Um Stornierungen zu verhindern, greifen italienische Hoteliers jetzt zur Selbsthilfe und bieten ihren Gästen neuerdings eine Versicherung gegen schlechtes Wetter an. Laut der italienischen Tageszeitung La Stampa zahlen die Hotelgäste einen Euro pro Tag mehr für das Zimmer und sind damit gegen schlechtes Wetter versichert. Werde an einem Aufenthaltstag dann eine bestimmte Regenmenge überschritten, sei die Übernachtung gratis. Mit der Geschäftsidee wollen die Hoteliers verhindern, dass die Gäste schon vorher buchen und nicht bis zur letzten Minute zuwarten.
Ob das Kalkül aufgeht,ist fraglich. Um die Saison noch zu retten, versuchen einige Hotels derzeit auch mit Rabatten von bis zu 20 Prozent Touristen anzulocken. Wie trist die Lage ist, zeigen auch die ersten Statistiken. So wurde im Juni und Juli ein Rückgang bei den Gästen auf den Stränden von 70 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat 2013 gemeldet. Nach Angaben des Gewerkschaftsverbandes der Badeanstalten hätten bereits 50.000 Saisonarbeiter ihre Jobs verloren. Die Touristikbranche klagte Anfang August über Verluste von 750 Millionen Euro und hoffte auf eine Besserung im August.
Doch auch die für den Tourismus wichtigsten Wochen des Jahres fielen ziemlich ins Wasser. Zudem verzichteten wegen der wirtschaftlichen Tristesse heuer mehr Italiener als sonst auf ihren Sommerurlaub rund um den 15. August (Ferragosto) und blieben zu Hause.