Wirtschaft

Schiffsfonds erweisen sich für Anleger als Desaster

Im Schatten der Bankenkrise 2008 sind auch die milliardenschweren Schiffsfinanzierungen in unruhige Gewässer geraten. Rund 35 deutsche Emissionshäuser beherrschen de facto den Markt. Sie haben hunderte Schiffsfonds in Deutschland und Österreich u.a. über Banken unter die Leute gebracht. Viele dieser Schiffsbeteiligungen sind heute Sanierungsfälle. Zahlreiche Frachter und kleine Containerschiffe sind finanziell unter Wasser. Rund 400 Handelsschiffe sollen in den vergangenen sieben Jahren in die Pleite geschippert sein. Die Tausenden Anleger haben das Nachsehen. Sie klagen Finanzberater, Banken und die Fonds-Firmen wegen mutmaßlicher Falschberatung bzw. falscher Angaben in den Verkaufsfoldern. Die Vorwürfe werden bestritten.

Big Players

Zu den großen Fonds-Häusern gehören die HCI Gruppe, die MPC AG, Dr. Peters-Fonds, die Lloyd Fonds AG, König & Cie. und Nordcapital. Alleine die Hamburger HCI finanzierte 500 Schiffe. Ihr Mitbewerber, die börsennotierte MPC AG, hat für ihre 99 Fonds mit 198 Schiffen rund 2,6 Milliarden Euro bei geschätzten 70.000 bis 80.000 Anlegern in Deutschland und Österreich eingesammelt. Insgesamt dürften mehere Hunderttausend Anleger betroffen sein.

Klagewelle rollt

"Raiffeisen ist einer unserer sehr großen Vertriebspartner gewesen, aber wir haben quer durch die österreichische und deutsche Bankenlandschaft die Fonds vertrieben", sagt Kurt Cowling vom MPC Österreich. "Probleme haben einige unserer Schiffsfonds, aber es gibt auch welche, die gut durch die Krise kommen." Aber eine Handvoll sind in die Pleite geschlittert. In Österreich ist MPC mit rund 80 Verfahren konfrontiert sowie mit einer Sammelklage des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) für 33 Anleger. "Ich verstehe, dass die Anleger verärgert sind und jede Möglichkeit nutzen, den Ausfall zu reduzieren", sagt Cowling. "Es ist jeder Einzelfall zu prüfen, aber seitens MPC sind keine Fehler gemacht worden."

Das sieht der VKI anders. "Wir haben auch in Deutschland ein Musterverfahren beantragt, das für Anleger sehr kostengünstig ist", sagt VKI-Jurist Peter Kolba. "Wird diese Klage zugelassen, können sich alle geschädigten Anleger dem Verfahren in Hamburg anschließen."