Forstwirtschaft: Mehr Ernte, aber auch deutlich mehr Schadholz
Die österreichischen Forstbetriebe verzeichneten 2022 Preissteigerungen und eine erhöhte Nachfrage beim Holz. "Wir sind auch durchaus in einer guten Marktsituation, die Nachfrage nach Holz ist ungebrochen und auf einem guten bis hohen Niveau", sagte der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich (LBFÖ), Felix Montecuccoli. Angesichts des Klimawandels sei die Situation aber herausfordernd, der Wald könne "einiges davon abpuffern, aber nicht alles".
"In Summe kam es zu einer Preisverbesserung in allen Sortimenten", resümierte der LBFÖ-Präsident am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. An der Spitze seien hier die Preise für Nadelholz gelegen. 2022 lag der Jahresdurchschnittspreis für Fichtensägerundholz bei 112,80 Euro pro Festmeter, 2021 waren es 100,50 Euro. Erstmals seit Jahrzehnten gebe es einen positiven Trend beim Nadelindustrieholz. Leicht gestiegen seien auch die Preise für Laubindustrieholz, hier habe vor allem der Energiemarkt die Preise nach oben getrieben.
Deutlich gestiegen sei die Nachfrage nach Brennholz. "Brennholz ist im Prinzip ausverkauft, insbesondere ofenfertiges Brennholz", erklärte Montecuccoli. Hier merke man, dass die Menschen vermehrt Holz auf Vorrat gekauft hätten. 2022 sei der Preis von 94 Euro pro Raummeter auf 155 Euro angestiegen.
Schaue man sich die VPI-bereingten Holzpreise an, "dämpft sich die Euphorie gleich wieder etwas", so Montecuccoli. Hier werde deutlich, dass die Preisdynamik durch die Inflation deutlich reduziert worden sei. "Das hat also nicht wirklich zu einer wirtschaftlichen Stärkung der Forstwirtschaft geführt, aber es hat uns die Nase aus dem Wasser heben lassen."
Schäden durch Klimawandel
Neben den gestiegenen Personalkosten und Kosten für Maschinenersatzteile, sei die österreichische Forstwirtschaft weiterhin durch den Klimawandel belastet. "Die Schäden, aber auch die Kosten durch den Klimawandel nehmen durchaus zu", sagte der LBFÖ-Präsident. So begünstige der Klimawandel etwa Borkenkäferschäden, aber auch zeitlich verschobene Niederschläge und lange Trockenphasen. "Der Klimawandel ist somit die größte Herausforderung für die heimische Forstwirtschaft", fasste Montecuccoli zusammen.
Borkenkäfer
Der nur wenige Millimeter große Borkenkäfer macht dem österreichischen Wald, und damit auch der Forstwirtschaft vermehrt zu schaffen. Im vergangenen Jahr hat sich der Schaden fast verdoppelt. Die größten Zuwächse gab es 2022 in Tirol und Oberkärnten. Dort haben sich die Befallszahlen fast versechsfacht. Österreichweit fielen 2022 laut dem Bundesforschungszentrum für Wald 3,75 Millionen Vorratsfestmeter (Vfm) Schadholz an. Das ist der dritthöchste je in Österreich erfassten Wert.
Der Auslöser liegt schon ein paar Jahre zurück, so Gernot Hoch vom Bundesforschungszentrum für Wald im Ö1 Journal um acht. Große Schäden durch Sturm im Herbst 2018 und durch Schnee in den beiden folgenden Wintern hätten zu viel Futter und Brutmaterial für den Schädling geführt.
Zudem waren die Bäume wegen fehlenden Niederschlags und die hohen Temperaturen geschwächt. Die Wärme führe außerdem dazu, dass es jetzt auch in höheren Lagen zwei Generationen des Schädlings innerhalb einer Saison gebe, so Hoch. "Das heißt das Vermehrungspotenzial der Borkenkäfer ist aufgrund der höheren Temperaturen deutlich gestiegen".
Nun gelte es, eine weitere Ausbreitung des Käfers einzudämmen. Insbesondere in schwer zugänglichen Regionen verursacht das aber hohe Kosten, auch fehlen teilweise die Arbeitskräfte. "Es ist ein Wettlauf mit der Zeit", so der Experte.
Erntemenge gesteigert
Kritik äußerte er an der EU-Politik, die die Position vertrete, man solle sich aus den Wäldern zurückziehen und sie als Kohlenstoffspeicher nutzen. "Wir meinen, dass das eine völlige Fehleinschätzung ist." Den Waldfonds lobte Montecuccoli hingegen, den brauche die Forstwirtschaft als "verlässliches dauerhaftes Instrument und nicht als eine kurzfristige Maßnahme".
2022 lag die Holzernte fünf Prozent über dem Vorjahr. Im vergangenen Jahr wurden geschätzt 19,3 Mio. Festmeter Holz geerntet, das liege deutlich über dem zehnjährigen Mittel. Den größten Teil des Holzes nehme mit 85 Prozent Nadelholz ein. Das sei "einfach der Motor der gesamten Wertschöpfungskette Forst- und Holzwirtschaft", sagte Montecuccoli.