Wirtschaft

„Sauber arbeiten, dann wird nichts passieren“

Die Montanuniversität Leoben arbeitet an einer Studie, wobei umweltfreundliche Methoden des Frackings erarbeitet werden sollen. Gibt es schon Ergebnisse? Und wenn ja, was wäre an dieser Methode so anders, dass es zu keiner oder weniger Gefährdung der Umwelt kommt?
Wir sind derzeit mitten in den Forschungsarbeiten, ich bitte daher um Verständnis, dass ich über Resultate noch nicht sprechen kann. Im Wesentlichen geht es darum, Materialien, Techniken und Prozesse zu identifizieren oder zu entwickeln, die nachweislich völlig unbedenklich sind oder in anderen Bereichen unseres Lebens schon gefahrlos zum Einsatz kommen. Selbst Vater dreier Kinder bin ich mir der Verantwortung bewusst, nur Technologien anzuwenden, die die Zukunft der nächsten Generation nicht gefährden. Alles andere könnte ich nicht verantworten.

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Halten Sie die großen Ängste der Bevölkerung in punkto Fracking für überzogen?
Ich habe großes Verständnis für die Sorgen der Bevölkerung. Aufklärung allein wird nicht genügen, um hier für Beruhigung zu sorgen. Es muss wieder Vertrauen geschaffen werden. Der Stand der Technik erlaubt uns zu sagen, dass wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit etwa einen Schaden am Grundwasserkörper ausschließen können. Aber eines ist klar: Dazu brauchen wir verantwortungsbewusste Ingenieure, die ihr Handwerk beherrschen und den Regeln folgen. Und genau diese Spezies von Menschen bilden wir hier an der Montanuniversität Leoben aus.
Die bei einem Frack vorschriftsmäßig eingesetzte hydraulische Energie darf keine Ereignisse hervorrufen, die von Menschen wahrgenommen werden können.

Es gab ja bereits Unfälle, etwa in Pennsylvania. Waren das „Kinderkrankheiten des Frackings“?
Wie schon gesagt, derartige Arbeiten müssen sauber geplant und durchgeführt werden, dann wird nichts passieren. Schlampereien dürften nicht toleriert werden, das sind wir unserer Umwelt und den Menschen schuldig.

Wird Fracking irgendwann auch in Europa unverzichtbar?
Fracking wird in Europa seit mehr als 40 Jahren eingesetzt. Natürlich wird man mit dieser Technik auch in Zukunft einen wesentlichen Beitrag zur Versorgungssicherheit Europas mit Kohlenwasserstoffen leisten können.

Als Methode ist Fracking ja nicht neu. Wurde sie bisher auch in Österreich angewendet, und wenn ja, zu welchem Zweck?
Auch in Österreich hat man mit Fracking schon seit mehr als 40 Jahren Erfahrung, wenngleich auch nicht in diesem großen Umfang wie zum Beispiel in Norddeutschland. Aber das hat in erster Linie mit den unterschiedlichen – also günstigeren – geologischen Bedingungen in Österreich zu tun.

Wie groß schätzen Sie die Vorkommen von Schiefergas in Österreich?
Die Berechnung von Vorkommen ist eine komplexe Angelegenheit und von vielen Faktoren abhängig. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir sicher noch zu wenig Informationen für konkrete Aussagen. Diese bekommt man im wesentlichen nur durch Bohrungen.

Zuletzt noch eine reine Verständnisfrage zum Thema Ölfracking: Warum muss dabei so viel Gas verbrannt werden?
Ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor: Erdöl und Erdgas kommen in der Regel gemeinsam vor. Es ist richtig, dass in einigen Teilen der Welt – leider – heute noch immer das Erdölbegleitgas verbrannt wird, jedoch sicher nicht bei uns in Österreich. Wir haben unsere Gaspipeline-Systeme, über die das Erdgas dem Markt zugeführt werden kann. Das sogenannte Abfackeln des Begleitgases wäre sowohl aus umwelttechnischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht absolut sinnlos.