Russische Gazprom mit Milliardenverlust
Unter dem Eindruck des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der russische Energiekonzern Gazprom im vergangenen Jahr erstmals seit fast einem Vierteljahrhundert rote Zahlen geschrieben.
Der Nettoverlust für das zweite Kriegsjahr 2023 belief sich auf rund 629 Milliarden Rubel (6,28 Mrd. Euro), wie aus einem am Donnerstag veröffentlichten Unternehmensbericht hervorgeht.
Nach einem Gewinn von 1,23 Billionen Rubel (rund 12,5 Mrd. Euro) im Jahr 2022 hatten russische Analysten dem mehrheitlich staatlichen Energieriesen zunächst auch für 2023 einen - wenn auch deutlich kleineren - Gewinn vorhergesagt.
Übereinstimmenden russischen Medienberichten handelt es sich um den ersten Nettoverlust, den Gazprom seit dem Jahr 1999 verzeichnet hat. In den Folgejahren war der Konzern profitabel.
Der Gesamtumsatz sank im vergangenen Jahr von 11,7 Billionen Rubel im Jahr 2022 auf 8,5 Billionen Rubel (86,3 Mrd. Euro)
Der jetzige Einbruch dürfte sich maßgeblich durch die äußerst geringen Gas-Liefermengen nach Europa erklären lassen. Aus Protest gegen westliche Sanktionen hatte Moskau im Sommer 2022 selbst den Gashahn weitgehend zugedreht. Österreich bezog in den vergangenen Monaten aber immer noch mehr als 90 Prozent seines Erdgases aus Russland.
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind die Gasströme nach Europa auf den niedrigsten Stand seit Anfang der 1970er Jahre gefallen. Nach Berechnungen von Reuters-Analysten gingen die Lieferungen nach Europa um 55,6 Prozent auf 28,3 Milliarden Kubikmeter zurück.
Aber auch die sinkenden Preise, die schwache Nachfrage und überfüllte Lagerbestände haben die Einnahmen gedrückt. Insgesamt verringerten sich die Gaseinnahmen des russischen Energiekonzerns im vergangenen Jahr um 40 Prozent auf 4,88 Billionen Rubel (rund 49 Mrd. Euro).
Hohe Investitionen in Infrastruktur
Zwar bemüht sich Gazprom um neue Absatzmärkte und will mit Gasexporten nach Asien, insbesondere nach China, die Rückgänge ausgleichen. Dazu muss jedoch kräftig in die Infrastruktur investiert werden. Auch in Russland fallen durch den Ausbau des inländischen Verteilungsnetzes hohe Kosten an.
Die geplante Erweiterung von Pipelines geht auch nicht so schnell voran, wie erhofft. So gerieten zuletzt etwa die Verhandlungen über den Ausbau der Pipeline „Power of Siberia 2“, die Gas aus Sibirien nach China bringen soll, ins Stocken.