Wirtschaft

Run auf Firmen-Anleihen trotz tieferer Zinsen

2012 gab es an den Finanzmärkten eine Premiere: Erstmals haben sich Unternehmen weltweit mehr Geld von Anlegern ausgeborgt als von Banken. Die Geldinstitute stehen bei der Kreditvergabe auf der Bremse. Für Unternehmen ist die Ausgabe von Anleihen (im Fachjargon Corporate Bonds genannt) eine Alternative zum herkömmlichen Bankkredit.

Bei Anlegern sind diese Anleihen nach wie vor heiß begehrt. Und zwar so sehr, dass die Unternehmen mittlerweile viel weniger Zinsen bieten müssen, um bei den Anlegern zu landen. Zwei Beispiele: Autobauer BMW hat vor Kurzem eine Anleihe mit drei Jahren Laufzeit angeboten. Kupon (fixer Zinssatz): magere ein Prozent. Ende 2008 gab es bei einer fünfjährigen BMW-Anleihe noch 8,875 Prozent Kupon. Der deutsche Gesundheitskonzern Fresenius musste Anfang Jänner für einen Bond, der bis 2020 läuft, nur 2,875 Prozent Zinsen bieten. Beim Fresenius-Papier davor waren noch fünf Prozent nötig, um Anleger zu locken.

Der Ertrag, den Corporate Bonds abwerfen, ist zwar massiv geschmolzen. Anne Velot, Anleihen-Expertin bei AXA Investment Managers, erwartet dennoch, dass der Strom an Anlegergeldern Richtung Unternehmensanleihen noch breiter wird. „Auch Versicherungen und Pensionsfonds wollen viel Geld in dieses Segment investieren“, sagt sie. Großinvestoren und Kleinanleger würden vermehrt nach Alternativen zu den mager verzinsten Anleihen von Staaten mit guten Bonitäten suchen. Zum Vergleich: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen aus Deutschland ist zuletzt zwar kräftig gestiegen, ist mit aktuell rund 1,6 Prozent aber immer noch winzig.

Deutlich höhere Erträge wären etwa mit Bankanleihen zu erzielen, so AXA-Managerin Velot. Sie setzt auch darauf, dass sich die Annäherung von Anleihenrenditen aus der Euro-Peripherie zu jenen aus der Euro-Kernzone fortsetzen wird. Das heißt: Die Kurse von Anleihen aus Spanien oder Italien sollten mittelfristig steigen. Gestern, Mittwoch, haben sie allerdings – wieder einmal – nachgegeben.