Rückkehr zur Drachme hätte viele fatale Folgen
Von Christine Klafl
Die Banken in Griechenland bleiben etliche Tage geschlossen, die Bankomaten spucken nichts aus. Bis die Geldinstitute wieder öffnen, hat die Regierung in Athen festgelegt, wie viel jeder Grieche pro Tag oder Woche abheben darf. Das wäre die erste sichtbare Auswirkung, würde Griechenland zur Drachme zurückkehren. Die Regierung müsste mit allen Mitteln verhindern, dass sämtliche Guthaben ins Ausland transferiert werden. Eines steht fest: Die Drachme würde im Verhältnis zum Euro rapide abwerten. Experten gehen von 40 bis 60 Prozent aus. Würde das Griechenland tatsächlich einen Neustart ermöglichen?
Die Vor- und Nachteile der neuen, alten Währung:
+ Mit einer Drachme, die nur halb so viel wert ist wie der Euro, werden Waren und Dienstleistungen aus Griechenland für Abnehmer im Ausland schlagartig billiger. Das würde die Exportwirtschaft ankurbeln. Pessimisten meinen allerdings, dass Griechenland kaum Waren produziert, die im Ausland gefragt sind.
+ Urlaub in Griechenland würde für jene, die etwa aus dem Euroraum kommen, viel billiger werden. Das Land könnte Marktanteile zurückgewinnen, die es etwa an die Türkei verloren hat. Der Tourismus ist immerhin ein enorm wichtiger Wirtschaftsfaktor.
- Die Schulden des Staates, der Banken und der Unternehmen lauten weiterhin auf Euro und wären mit abgewerteten Drachmen noch viel schwerer zurückzuzahlen. Eine Staatspleite wäre unausweichlich. Experten rechnen damit, dass die Geldgeber auf bis zu 80 Prozent ihrer Forderungen verzichten müssten. Ein Forderungsausfall in dieser Größenordnung würde das griechische Bankensystem vernichten, dem der Staat viel Geld schuldet. Die Banken müssten gerettet werden.
- Griechenland wäre auf viele Jahre hinaus von den Kapitalmärkten abgeschnitten, weil niemand mehr dem Staat traut. Die Ausgaben müssen von den eigenen Einnahmen bestritten werden – was noch viel mehr Einsparungen bedeuten würde als jetzt gefordert.
- Griechenland ist von vielen Importen abhängig. Öl oder Benzin etwa wäre für die Griechen mit der abgewerteten Drachme schlagartig mindestens doppelt so teuer wie jetzt. Es könnte sogar zu Versorgungsengpässen bei Importgütern kommen. Jedenfalls aber würde die Inflation in astronomische Höhen steigen.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Analyse