Rückgang bei Wohnbauförderung setzt sich fort
2017 wurden in Österreich noch weniger Mittel zur Wohnbauförderung (WBF) vergeben, zugleich erreichte die Neubauleistung ein Rekordhoch. Für Eigenheime gab es erneut weniger Förderzusagen, bei Mehrgeschoßbauten blieb die Zahl fast konstant. Der Förderrückgang sei mit Blick auf “leistbaren Wohnraum„ ein Problem, erklärten WKÖ und IIBW (Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen) am Mittwoch. Für Wien gebe es schon die Gefahr einer Baukonjunktur-Überhitzung.
Die zugesagten WBF-Mittel sanken voriges Jahr um weitere sieben Prozent auf 2,30 Mrd. Euro und damit auf den zweitniedrigsten Stand seit 1993 - im Jahr 2014 lagen sie noch bei 3 Mrd. Euro. Von den 2,30 Mrd. Euro konnten 47 Prozent (1,08 Mrd. Euro) durch Rückflüsse gedeckt werden, der Rest stammte aus den Länderbudgets. In Summe lagen die Förderzusagen im Neubau 2017 mit 27.450 etwas tiefer (27.730), die stärksten Rückgänge gab es in Salzburg mit 17 Prozent, den stärksten Anstieg in der Steiermark (+17 Prozent). Von den 27.450 Einheiten entfielen 22.590 auf Geschoßwohnungen, davon wiederum fast ein Drittel (6.860) auf Wien, 4.200 auf NÖ und 2.730 auf OÖ.
“Auffallend ist, dass immer weniger Förderungszusicherungen bei Eigenheimen vergeben werden", sagt Wolfgang Amann, Geschäftsführer am IIBW, zu den Daten. Hier ist die Zahl um 6 Prozent auf 4860 Zusicherungen gesunken - ein historisches Tief. Im Vergleich zum 10-jährigen Durchschnitt ging die Eigenheimförderung um 28 Prozent zurück. Bei den Geschoßwohnungen blieb die Zahl mit 22.590 fast konstant - das war ein Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber 2016, aber ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem 10-Jahres-Schnitt.
Eigenheime
Bei Eigenheimen lag das Verhältnis geförderter zu baubewilligten Eigenheimen bundesweit bei nur noch 28 Prozent. Über dem Schnitt lagen dabei OÖ und NÖ sowie Vorarlberg und Salzburg mit je knapp 40 Prozent. “In Wien und Kärnten werden Eigenheime praktisch nicht mehr gefördert - in der Steiermark, im Burgenland und in Tirol nur noch knapp jedes fünfte„, so Amann, der für den Fachverband der Stein- und keramischen Industrie die Zahlen analysiert. In Wien gab es nur für 60 Eigenheime eine Förderzusage, in Kärnten sogar nur für 50.
Baubewilligt wurden in Österreich 2017 insgesamt 77.000 Wohnungen, zählt man Neubauten, Sanierungen und gemischt genutzte Gebäude zusammen. Für 2018 wird gemäß ersten Daten nur eine langsam abkühlende Dynamik erwartet. Betrachtet man nur die Neubauförderung, betrug das Minus 2017 gegenüber dem 10-Jahres-Schnitt elf Prozent (auf 1,45 Mrd. Euro).
Vom Allzeithoch der 77.000 Baubewilligungen dürfe man sich aber “nicht blenden lassen", betonte Fachverbands-Geschäftsführer Andreas Pfeiler am Mittwoch. Denn einerseits sorge der prognostizierte Zinsanstieg im Euroraum für viele vorgezogene Projekte, andererseits zeige die Erfahrung, dass nicht alle Bewilligungen unmittelbar zu einem Baubeginn führen würden.
Besorgt äußerte sich Pfeiler auch darüber, dass die Schere zwischen freifinanziertem und gefördertem Wohnbau “immer weiter aufgeht und damit die Bedeutung der Wohnbauförderung als wohnbaupolitisches Lenkungsinstrument gefährdet ist„, Stichwort leistbares Wohnen. Während der Neubau von Einfamilienhäusern auf hohem Niveau stagniert und der Mietwohnungsbau nur leicht anzieht, haben sich die Neubauzahlen von Eigentumswohnungen von jährlich rund 6.000 in den 2000er Jahren auf zuletzt weiter über 20.000 vervielfacht. Der Entlastung der öffentlichen Haushalte stehe auf der anderen Seite der Verlust von Lenkungseffekten gegenüber - preislich, thermisch und sozial.
Freifinanzierte Wohnungen
Der Boom bei freifinanzierten Wohnungen betreffe die Ballungsräume, allen voran Wien, so WKÖ und IIBW in einem gemeinsamen Papier: “Der Anteil der Eigentumswohnungen am gesamten großvolumigen Neubau ist damit von circa 30 Prozent auf weit über 50 Prozent gestiegen." Im internationalen Vergleich weist Österreich im Jahr 7,1 Wohnungsbewilligungen pro 1.000 Einwohner auf (neue Einheiten in neuen Gebäuden); in den Euroconstrukt-Ländern (17 EU-Länder plus Norwegen und Schweiz) waren es rund 3,8. An der Spitze lag in Österreich 2017 Wien mit 12,1 Einheiten je 1000 Einwohner, gefolgt von Vorarlberg (8,4) und Steiermark (7,9). Bis 2012 hatte die Neubauleistung noch unter dem Bundesschnitt gelegen. Der Wohnungsneubau in Wien habe also “auf den anhaltend großen Bedarf und die Preisdynamik am Wohnungsmarkt reagiert„. Die zuletzt errichten Neubewilligungszahlen von fast 24.000 Einheiten würden “allerdings Anlass zur Sorge bezüglicher einer Überhitzung der Baukonjunktur„ geben.
Den aktuellen Österreich-Bedarf ermittelt eine vom IIBW regelmäßig adjustierte Schätzung bei knapp 60.000 neu zu errichtenden Wohnungen - davon 13.000 für Wien (samt neuen Wohnungen im Bestand). Der aktuelle Neubau liege aber deutlich darüber, vor allem in Wien und der Steiermark, wo es Überhitzungsgefahr gebe. "Gestützt wird dieser Befund durch aktuelle Wohnungsmarktentwicklungen, die eine Abkühlung der Preisdynamik erkennen lassen." Aber nicht alle Bestandssegmente seien von drohender Überproduktion betroffen. Die Nachfrage nach günstigen Wohnungen in den Metropolenregionen sei ungebrochen hoch.
Die Sanierung verliert immer weiter an Stellenwert: Die Sanierungsförderung sank 2017 um 9 Prozent auf knapp unter 520 Mio. Euro. Speziell großvolumige Sanierungen sackten ein. Selbst mitsamt nicht geförderten Sanierungen liegt die Sanierungsrate nun bei etwa 0,7 Prozent und damit weit unter der politischen Zielvorgabe von zwei Prozent jährlich.