Wirtschaft

Rückgabe-Betrug: Schrecken der Versandhändler

Wardrobing“ macht dem US-Einzelhandel zunehmend zu schaffen. Darunter versteht man die betrügerische Praxis, Waren zu erstehen, sie ein- oder mehrmalig zu verwenden und dann wieder zu retournieren. Laut National Retail Federation (NRF) verursachte Wardrobing im Vorjahr einen Schaden von rund 8,8 Milliarden US-Dollar (6,42 Milliarden Euro). 62 Prozent der befragten US-Händler gaben an, bereits damit konfrontiert worden zu sein. Besonders betroffen ist der Bekleidungshandel.

Die Kaufhauskette Bloomingdale ́s wehrt sich nun: Sie versieht teurere Kleider mit einem schwarzen Plastikschild. Wer das Kleid tragen will, muss es abnehmen, womit eine Rückgabe unmöglich wird.

Ähnlich versucht man Rückgaben-Betrug beim Versandhändler Otto/Universal/Quelle vorzubeugen. Da aber nicht alle Waren verplombt würden, könne man Betrug nicht gänzlich vermeiden, erzählt Österreich-Chef Harald Gutschi. Ein richtiges Problem wie in Amerika sieht Gutschi nicht: "Klar gibt es Kunden, die bewusst Sachen bestellen, sie anziehen und wieder retournieren, aber das ist nicht die Regel. In Summe sinken unsere Retouren sogar durch immer bessere Produkt-Beschreibungen."

Anlassmode am anfälligsten

Wardrobing gebe es am ehesten bei Anlassmode, also wenn jemand etwas Bestimmtes brauche für beispielsweise einen Ball, eine Firmung oder das Oktoberfest. Wer als Vielretournierer bekannt ist, wird nur gegen Vorkasse beliefert. "Das trifft aber nur auf einen kleinen Prozentsatz zu", so Gutschi. Im Textilbereich beträgt die Retourenquote beim Versandhändler zwischen 40 und 50 Prozent, quer über alle Produkte sind es 35 Prozent.

Generell werden im Onlinehandel im Textil- und Schuhbereich im Schnitt 50 Prozent der Waren zurückgesendet. Als besonders hoch gelten die Retourenquoten beim Onlinehändler Zalando. Obwohl die Berliner Firma ein rasantes Wachstum hingelegt hat, schreibt sie noch immer rote Zahlen (mehr dazu hier).

"Wir haben einen starken Wettbewerb und die Zufriedenheit der Kunden hat oberste Priorität.“


"Retouren sind eine große finanzielle Belastung für Händler", sagt Jutta Pemsel, Textilhandels-Obfrau in der Wirtschaftskammer, die selbst Modehändlerin ist. Die Branche mache es den Kunden durch kostenfreie Retouren und großzügige Rückgabemöglichkeiten besonders leicht. Zum Teil würden Millionen in die Hand genommen, um die Ware für den nächsten Kunden wieder aufzubereiten und zu reinigen. Dies, so Pemsel, sei aber alternativlos: "Wir haben einen starken Wettbewerb und die Zufriedenheit der Kunden hat oberste Priorität.“