Wirtschaft

Rubel-Trubel ohne Jubel: Banken spüren Sanktionen

Die Sanktionen gegen Russland zeigen Wirkung. Vor allem die Finanzhürden sorgen für Zähneknirschen: Russische Staatsbanken und Energiekonzerne können keine Kredite mehr in Europa und in den USA aufnehmen. Deshalb wird das Geld für Neuinvestitionen knapp.

Da helfen auch das Geld von der Zentralbank oder Ausweichversuche nach China wenig, sagt Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW). Ihre volle Wirkung würden die Sanktionen ab 2015 entfalten.

Erste Hamsterkäufe

Diese sind aber nicht der einzige Grund, warum die Landeswährung Rubel seit Jahresbeginn 40 Prozent an Wert (zum US-Dollar) verloren hat. Dazu trugen der Ukraine-Konflikt, der fallende Ölpreis, das schlechte Investitionsklima und Spekulationen bei. Die Folgen bekommt die Bevölkerung jetzt direkt zu spüren. Russland muss die meisten Konsumgüter im Ausland zukaufen; der sinkende Rubelkurs lässt die Preise davongaloppieren. Bei Grundnahrungsmitteln wie Buchweizen kam es schon zu Hamsterkäufen.

Viele Russen erinnern sich obendrein an die schwere Rubelkrise des Jahres 1998 und wollen ihr Erspartes in Fremdwährungen wechseln.

Von einer Währungskrise sieht Astrov Russland aber weit entfernt. Das Land sei in "ökonomisch sehr guter Verfassung". Anders als 1998 sind die Staatsschulden minimal, es gibt Budgetüberschüsse und die Zentralbank sitzt – trotz vergeblicher Versuche, den Rubel zu stützen – noch immer auf Währungsreserven von gut und gerne 420 Mrd. US-Dollar.

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Auf Verdienstausfälle müssten sich indes auch die westlichen Banken einstellen, sagen die WIIW-Forscher. Schließlich kämen wegen der Sanktionen weniger Kredite zustande. Das würde wehtun: Russland ist für die Bank Austria (BA) und die Raffeisenbank International (RBI) der größte Gewinnbringer.

Bisher seien die Auswirkungen marginal, heißt es dort. "Unsere russische Tochterbank liefert weiter positive Ergebnisse", sagt BA-Osteuropachef Gianni Franco Papa. Die Bank schätzt ihre Ertragsausfälle durch die Sanktionen für heuer unverändert auf 15 Mio. Euro. Auch die RBI sieht das operative Geschäft und die Bankeinlagen auf Rubelbasis stabil.

Drohgebärden

Sollten die Sanktionen eskalieren, könnte sogar die Zwangsverstaatlichung der Auslandsbanken drohen, warnt Astrov: Das habe ein Putin-Berater als "Privatmeinung" geäußert. Dafür gebe es keine Anzeichen, beruhigt die RBI. Die Bank ist seit 1996 im Land und auch nach der Krise 1998 geblieben. Heute sind die französische Société Générale, Bank Austria und RBI die drei größten Auslandsbanken.