Ronny Pecik wird Telekom-Großaktionär
Von Anita Staudacher
Dieses war der erste Streich ...". So kommentierte ein Händler an der Wiener Börse den am Montag fixierten Einstieg des österreichischen Investors Ronny Pecik bei der Telekom Austria (TA). Der Schritt kam nicht überraschend, zumal Pecik schon vor dem Sommer Interesse am heimischen Telefoniekonzern signalisierte. Gerüchte, wonach Pecik unter anderem den ägyptischen Milliardär Naguib Sawiris, Eigentümer des Telekomkonzerns Orascom, mit an Bord habe, wurden bisher aber dementiert.
Nun sicherte sich eine Tochter von Peciks RPR Privatstiftung eine Call-Option auf 5,4 Prozent der Telekom-Aktien, die bis 18. Juni 2012 erworben werden können. Wenn Pecik das Kaufrecht einlöst, erhöht sich sein bisheriger Anteil von 0,0846 Prozent auf 5,485 Prozent. Der Wert beläuft sich nach aktuellem Kurs auf rund 180 Millionen Euro. Er wäre damit zweitgrößter Einzelaktionär hinter dem Staat mit 28,4 Prozent. Die Branche rätselt über die Motive. War es Teil 1 eines Übernahmeplans im Hintergrund? Pecik schweigt über seine Pläne, ließ nur verlauten, er habe die Option selbst erworben.
Feindliche Übernahme?
Eine Mehrheitsübernahme der TA wäre theoretisch möglich, zumal sich knapp 70 Prozent der Aktien in Streubesitz befinden. Sollte Pecik oder andere Investoren mehr als 30 Prozent erwerben, müsste es ein Übernahmeangebot geben. An der Wiener Börse waren zuletzt rege Kauftätigkeiten im Gange, der Kurs legte trotz negativen Umfelds zu. Für eine Komplettübernahme bräuchte es einen Privatisierungsauftrag der Regierung, der als unwahrscheinlich gilt.
Telekom-Milliardär Sawiris, der bereits 2008 Interesse an der TA zeigte, bestätigte indirekt Kaufabsichten. Sein Bruder Samih sagte der Schweizer Sonntagszeitung: "Ich bestätige, dass mein Bruder plant, in der Schweiz und in Österreich zu expandieren." Das Geld dafür stamme aus einem Deal mit der russischen Vimpelcom. Angeblich soll Sawiris Vimpelcom-Aktien verpfändet haben.
Saubermann
Um bei der Telekom saubere Geschäfte in Zukunft sicherzustellen und mit den jüngsten Korruptionsskandalen aufzuräumen, gibt es ab November einen eigenen Verantwortlichen für die Konzern-Compliance (Compliance = Regeltreue, Anm.). Der Deutsche Martin Walter, studierter Physiker, kommt ausgerechnet vom Mitbewerber Deutsche Telekom (T-Mobile), wo er von 2008 bis 2010 als Leiter der Compliance tätig war. Zuletzt arbeitete er als selbstständiger Berater. Walter wird als Bereichsleiter direkt an den Holdingvorstand berichten.
Eigentümer: 28,42 Prozent Staatsanteil
Aktionäre Die Telekom Austria hat 443 Millionen Aktien ausgegeben. Größter Einzelaktionär ist die ÖIAG (Staat) mit 28,42 Prozent der Anteile, der Rest entfällt auf Streubesitz, Mitarbeiteranteile und eigene Aktien.
Ronny Pecik Der 49-jährige Investor begann seine Laufbahn als Banker. Bekannt wurde er vor allem mit Beteiligungs-Deals in der Schweiz, u.a. Oerlikon gemeinsam mit Mirko Kovats sowie Sulzer und Saurer.
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