Wirtschaft

Robin Hood im Werber-Wald

Wir teilen eine Überzeugung und den Willen für ein besseres Morgen. Doch der Wille ist nicht genug. Es ist das Tun, das unsere Welt verändert. Schreiten wir zur Tat. Gemeinsam.

Vor neun Monaten schritt Mario Debout zur Tat und gründete die Werbeagentur Robin de Bois, auf deren Webseite diese Worte zu lesen sind. Im Bild: ein moosiger, grüner Wald, das achtköpfige Team ist in symbolträchtigen Robin-Hood-Roben eingekleidet. Es ist ein in sich lückenloses Bild von gerechtem Wirtschaften und sozialem Gewissen, das hier vom Kreativen Mario Debout, 28 Jahre alt und seinem Partner, Werbeprofi Dieter Weidhofer, 53, gezeichnet wird. Nach diesen Maßstäben wollen sie ihr Unternehmen führen.

KURIER: Die Werbebranche ist nicht für ihren Gerechtigkeitssinn bekannt.

Mario Debout: Ein Agenturchef hat während der Krise in einem Meeting erzählt: "Als ich letztens in London in einem Fünf-Sterne-Hotel abgestiegen bin, war der Gepäckträger bereits vor der Tür und brachte meine Koffer aufs Zimmer. So müssen wir mit unseren Kunden verfahren." Ich dachte: Er kann nicht in Zeiten von Kürzungen und Kündigungen von einem Fünf-Sterne-Hotel reden. Er hätte sagen müssen: "Weil wir sparen müssen, habe ich in einer Jugendherberge geschlafen. Obwohl ich nur 20 Pfund pro Nacht gezahlt habe, waren die freundlich und zuvorkommend." Das zeigt, wie sehr die Relation verloren gegangen ist. Aber ich wollte nicht raunzen, sondern versuchen, ob es möglich ist, so ein Konzept zu fahren. In den vorigen Agenturen habe ich oft gehört, das geht nicht, der Markt gibt das nicht her, Krise und so weiter.

Dieter Weidhofer: Es gab in der Werbebranche eine Veränderung in Richtung "Rette sich, wer kann". Aber was ist der Sinn eines Unternehmens? Dass es sich eine kleine Gruppe gut gehen lässt, während alle anderen dazu beitragen? Oder hat ein Unternehmen den Sinn, für viele einen Nutzen zu haben?

Wenn 100 Prozent der Leistung für den Kunden erbracht ist, arbeiten Sie zusätzlich 20 Prozent pro bono für ein soziales Projekt, das sich der Kunde aussucht. Wie kommt das an?

Debout: Unsere Kunden sind nicht bei uns, weil wir sozial nachhaltig sind, sondern wegen unserer Kreationen und unserer Leistung. In Gesprächen hat es sogar geheißen: "Es ist mir wurscht, ob ihr 20 Prozent zusätzlich macht oder nicht."

Aber Unternehmen heften sich Nachhaltigkeit doch gerne an die Fahne.

Debout: Es haben noch nicht alle verstanden. Dieter Weidhofer: Was uns auffällt, ist, dass viele junge Bewerber gerne bei uns arbeiten wollen, weil wir einen anderen Zugang haben. Die Veränderung kommt von unten, nicht von oben.

Die Mitarbeiter sind gesamt mit zehn Prozent am Gewinn beteiligt. Sie wählen pro Quartal einen "Bruder Tuck", der ein Mitspracherecht hat. Wie läuft’s?

Weidhofer: Wir bekommen ständig eine am Deckel.

Ein Betriebsrat also.

Debout: Ja. Im Prinzip nichts Neues.

Wer hat das letzte Wort?

Debout: Es wird diskutiert.

Muss ein Chef unterm Strich nicht einfach Chef sein und entscheiden?

Debout: Wir mussten noch nie jemanden anschreien. Ich glaube, das kommt aus der Loyalität und dem Vertrauen der Mitarbeiter heraus.

Was, wenn das Ergebnis nicht stimmt? Werden die sozialen Aktivitäten dann eingestellt?

Weidhofer: Dafür gibt es noch keinen Plan. Wenn es so nicht geht, werden wir es anders machen.

Wie wichtig ist es für Sie, hinter den Kunden und ihren Produkten zu stehen?

Debout: Wichtig, aber wir sind noch nicht sicher, ob wir versuchen, die schlimmsten der Schlimmen zu bekommen und probieren, von innen heraus einen positiven Input zu liefern. Oder ob wir uns die Guten holen.

Ist ein Unternehmen irgendwann zu groß für dieses Modell?

Depout: Ich glaube schon, dass man ein Unternehmen mit 400 Leuten sozial und gerecht führen kann. Wenn die Leute, die bei dir arbeiten, die gleiche Einstellung haben und Verantwortung übernehmen. Alleine geht es nicht.

Vor neun Monaten gründete Mario Debout die Agentur Robin des Bois (RdB) und holte seinen ehemaligen Kollegen Dieter Weidhofer als Partner ins Boot. Der Anspruch ist, sozial gerecht zu sein: Sind 100 Prozent Kommunikationsleistung für den Kunden erbracht, legt RdB 20 Prozent in Form von Arbeitsstunden gratis drauf – für ein soziales Projekt, das unter der Schirmherrschaft des Kunden steht. Zudem sind die Mitarbeiter mit zehn Prozent am Erfolg beteiligt und wählen pro Quartal einen "Bruder Tuck", der im Unternehmen das Mitspracherecht hat.