Wirtschaft

Renaissance der Börsen auf dem alten Kontinent

Die vielbeachteten Börsenbarometer der USA, der Dow-Jones- und der S&P-500-Index, schauen relativ alt aus. Sie haben im ersten Quartal praktisch gar nichts zulegen können. Europäische Börsen dagegen haben ein wahres Revival erlebt. Mit einem Plus von gut 23 Prozent hat etwa der Frankfurter Leitindex DAX das beste Quartal seit zwölf Jahren hingelegt. Der DAX ist dabei in guter Gesellschaft. Um 23 bzw. 24 Prozent nach oben ging es in Italien und Portugal, Dänemark schaffte mit 29 Prozent sogar noch mehr. Der Wiener ATX ist mit einem Aufschwung um gut 16 Prozent diesmal mit von der Partie.

Muss Anlegern angesichts dieser Gipfelstürme nicht bereits angst und bang werden, steht ein Crash bevor? Nein, sagt Martin Bruckner, Vorstand der Allianz Investment Bank und Veranlagungschef der Allianz-Gruppe in Österreich. Dass Aktien aus Europa heiß begehrt waren und auch weiterhin sind, habe mehrere Gründe: Anders als in den USA können die meisten europäischen Unternehmen ihre Gewinne kräftig steigern. Der tiefere Ölpreis entlastet auf der Kostenseite, der tiefere Euro-Kurs unterstützt die Exportwirtschaft. Dazu kommt, dass die Europäische Zentralbank mit ihrer Geldschwemme versucht, die Konjunktur anzukurbeln, was für eine breite Verbesserung der Stimmung gesorgt hat. Und nicht zuletzt: Mit Anleihen ist kaum etwas zu verdienen. Für jene, die Erträge suchen, bleiben praktisch nur Aktien als Alternative übrig.

Zuflüsse aus den USA

Für große US-Investoren waren das alles einleuchtende Gründe. Sie haben seit Jahresbeginn deutlich mehr Geld in europäische Aktienfonds gesteckt.

In dem Tempo kann und wird es allerdings nicht weitergehen. "Man kann nicht davon ausgehen, dass man die Entwicklung des ersten Quartals mal vier nehmen kann", sagt Bruckner. Anleger, die glauben, dass es für einen Einstieg jetzt zu spät sei, würden aber falsch liegen. Bruckner: "Nicht dabei sein ist das Teuerste, was es gibt." Er rät zu Sparplänen, also zu regelmäßigen Einzahlungen in Investmentfonds. Sparbücher hält er "Armsparen für Fortgeschrittene".

Dass sich andere Euroländer an einer "griechischen Grippe" anstecken, sollte Griechenland in die Pleite rutschen und aus der Eurozone austreten (müssen), glaubt Bruckner nicht. "Die Grippe kann sich nicht mehr ausbreiten, das ist ein isoliertes Krankheitsbild." Auch die Russland-Krise sei in den Kursen zum Großteil schon enthalten.

Bei allem Optimismus: Die Gefahr, dass es immer wieder kräftige Kursverluste gibt und die europäischen Börsen Hochschaubahn fahren, ist gestiegen.