Vermögen: Relativ reich, aber ungleich verteilt
Von Christine Klafl
Zur Tradition des Weltspartages gehört es, dass im Vorfeld das Vermögen der Österreicher unter die Lupe genommen wird. Das Finanzvermögen der privaten Haushalte macht aktuell 610 Milliarden Euro aus, besagt die jüngste Statistik der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB). Um auf diesen Wert zu kommen, braucht Österreichs Wirtschaftsleistung zwei Jahre. Zum Finanzvermögen zählt die OeNB Bargeld und Einlagen, Wertpapiere sowie Ansprüche gegenüber Lebensversicherungen und Pensionskassen.
"Geringes Risiko ist den Österreichern wichtiger als Erträge", stellt Johannes Turner, Direktor der OeNB-Statistik, fest. Die Zahlen dazu: Seit dem Beginn der Niedrigzinsphase im Jahr 2010 wurden 54 Milliarden Euro neu veranlagt. Mit 48 Milliarden floss der Großteil davon in täglich fällige Einlagen – obwohl diese Kaufkraft vernichten. Bei einem durchschnittlichen Zinssatz von nur noch 0,17 Prozent ist eindeutig, dass nach Abzug von Steuer und Inflation ein Negativwert herauskommt. "Die Haushalte wollen Geld rasch verfügbar haben und die Zinsen geben für längere Bindung keinen Anreiz", sagt OeNB-Manager Turner.
Wertpapiere
Trotz der Zins-Misere ist das Finanzvermögen seit 2010 um 16 Prozent gewachsen. Zieht man die seither aufgelaufene Inflation ab, bleiben real immerhin fünf Prozent. Grund für das reale Plus ist, dass doch mehr als früher zu Wertpapieren gegriffen wird. Zehn Prozent der Haushalte besitzen Anteile an Investmentfonds, rund fünf Prozent Aktien. Bei Letzterem konzentriert sich die Veranlagung auf ausländische Unternehmen und welche aus dem Wiener Top-Segment ATX-Prime. "Ein möglicher Rückzug von Unternehmen von der Wiener Börse trägt sicher nicht zum Ausbau des Aktienbesitzes der Haushalte bei", lautet Turners Warnung.
Immobilien
Das Immobilienvermögen der privaten Haushalte ist seit 2010 vor allem getrieben durch Preissteigerungen um 31 Prozent auf 781 Milliarden Euro angewachsen. Macht nach Abzug der Inflation immer noch ein Plus von 20 Prozent. Angesichts von 125 Milliarden Euro an Wohnbaukrediten ist nur jeder sechste Euro des Immo-Vermögens fremdfinanziert.
Das durchschnittliche Geldvermögen pro Person beziffert die Nationalbank mit rund 70.000 Euro. Pro Monat wandern 125 Euro in die Vermehrung, weitere 25 Euro gehen "in Realveranlagung wie Gold", sagt Turner.
Ungleiche Verteilung
Vom Durchschnitt sind viele meilenweit entfernt. Beim Vermögen (inklusive Fahrzeuge) abzüglich Schulden kommen die ärmsten zehn Prozent der Haushalte auf weniger als je 1000 Euro. Das oberste Zehntel kann dagegen mehr als 542.000 Euro vorweisen. Die untere Hälfte der Haushalte besitzt nur rund vier Prozent des Nettovermögens, die obersten Top-5-Prozent der Haushalte dürfen 45 Prozent ihr Eigen nennen.
Zum Teil hat die Ungleichverteilung der Vermögenswerte mit dem Immobilienbesitz zu tun. Knapp die Hälfte der Haushalte besitzen ihren Hauptwohnsitz, die andere Hälfte wohnt zur Miete, so die Statistik. Bei der unteren, "ärmeren" Hälfte der Haushalte wohnen aber nur 7,5 Prozent in den eigenen vier Wänden – und können damit auch keine Immo-Sachwerte vorweisen. Bei den Vermögenderen sind es um die 90 Prozent, die im Eigentum wohnen.
Dass bei kleinen Einkommen kaum bis nichts übrig bleibt, um es zu sparen, ist auch an anderen Daten abzulesen: Die ärmere Hälfte der Haushalte hat viel weniger oft Lebensversicherungen oder Bausparverträge laufen oder besitzt gar Wertpapiere als die besser gestellten Haushalte.