Reiche, Fonds und Immobilien: Die Dreifaltigkeit der Privatbank
Von Christine Klafl
Vollautomatisiertes Managen von Geldveranlagungen – damit beschäftigen sich längst nicht mehr nur Start-ups. Auch traditionelle Banken arbeiten schon mit und an solchen Robo-Advisors. Ist das eine heranwachsende Konkurrenz für die traditionelle Vermögensverwaltung? "Nein", sagt Bernhard Ramsauer, Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer der Semper Constantia Privatbank. "Robo-Advisor können die individuelle Beratung nicht ersetzen." Die neue Branche habe absolut ihre Berechtigung und bringe frischen Wind. Ramsauer ist aber überzeugt, dass da noch viel Regulierung auf die Neulinge zukommen wird. "Der aufsichtsfreie Raum wird relativ rasch geschlossen werden."
Dass Ramsauers betuchte Kundschaft doch lieber die Privatbank ansteuert, ist an den Zahlen abzulesen. Das verwaltete Geldvolumen der Semper Constantia, die mehrheitlich Hans Peter Haselsteiner gehört, zog im Vorjahr um 2,7 Milliarden auf 14 Milliarden Euro an. Zwei Milliarden dieses Zuwachses waren netto neues Geld. Der Gewinn (EGT) stieg um 68 Prozent über die Marke von zehn Millionen Euro. "Außerdem sind wir eine der sichersten Banken, wir haben praktisch kein Kreditrisiko", schmunzelt Ramsauer.
Das größte Asset der Bank, neben den Mitarbeitern, sei die breite Aufstellung: Zur Vermögensverwaltung kommt das Geschäft mit Fonds und Immobilien – von Immofonds für jedermann bis zu Vorsorgewohnungen. Ramsauer: "Diese Dreifaltigkeit stabilisiert das Geschäft." Für heuer hat er sich vorgenommen, die Vermögensverwaltung und -beratung zu verstärken. Bei der Semper Constantia fängt die individuelle Vermögensverwaltung ab einem Volumen von 500.000 Euro an. Für kleinere Volumina ist die Welt der Fonds gedacht. "Die Leute sollen das wirklich machen und mit ihrem Bankberater reden", beschwört Ramsauer die Anleger, sich nicht dem Schicksal der tiefen Sparbuchzinsen zu ergeben. Bei einem breit gestreuten Portfolio sei es auch mit einem konservativen Ansatz absolut möglich, die Inflation zu schlagen.
Beimischung
Ein Ertrag oberhalb der Inflationsrate – das ist auf der Anleihenseite "derzeit die große Herausforderung", meint Ramsauer. Ein aktives Management sei hier besonders wichtig.
Zum stabilisierenden Instrument von Staatsanleihen aus Österreich und Deutschland sei die Beimischung von Unternehmensanleihen und High-Yield-Papieren (Hochzinsanleihen mit schlechten Ratings und höherem Risiko) notwendig. Als Beispiel nennt er den Anleihenfonds "SemperBond Special", der sich vor allem aus Rentenpapieren aus Wachstumsmärkten (Emerging Markets) zusammensetzt. Dieser Fonds schaffte im Vorjahr eine Performance (Wertentwicklung) von 9,41 Prozent.
Auf der Aktienseite sieht der Bank-Chef noch Aufholpotenzial in Europa. Sollte Le Pen die französischen Präsidentschaftswahl gewinnen, droht allerdings ein ordentlicher Kurszacken nach unten – "zumindest nach der Papierform".
Konsolidierung
Auf den heimischen Private-Banking-Markt werde eine Konsolidierung mit Übernahmen zukommen. "Die Ertragsmöglichkeiten sind da, aber du brauchst eine kritische Größe von mindestens drei bis vier Milliarden Euro verwaltete Vermögen." Mit mittlerweile 14,5 Milliarden Euro an verwaltetem Kundenvermögen hält die Semper Constantia den zweiten Platz auf dem heimischen Markt – hinter der Privatbank Gutmann. Auf Platz drei liegen das Bankhaus Spängler und die Schoellerbank.
Semper Constantia Privatbank
Die Privatbank wurde 1986 vom Industriellen Herbert Turnauer gegründet. Ihre enge Verflechtung mit der Immofinanz (siehe Beitrag rechts) führte zu heftigen Turbulenzen, im Herbst 2008 wurde die Bad Bank "Aviso Zeta" abgespalten und blieb bei der immofinanz, die "Good Bank" wurde von fünf heimischen Banken übernommen und bald darauf in Semper Constantia Privatbank umbenannt. Im Sommer 2010 kaufte eine Investorengruppe rund um Hans Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg die Privatbank. Vor zwei Jahren ist Bernhard Ramsauer mit Ex-Kollegen ebenfalls bei der Bank eingestiegen, Ramsauer hält 8,5 Prozent.