Wirtschaft

Regionale Lebensmittel bringen doppelte Dividende

Der Spargel aus Italien, die Erdbeeren aus Spanien, die Butter aus Irland. Der Einkauf fiel diesmal nicht üppig, dafür aber umso internationaler aus. Landwirtschaftliche Betriebe in Österreich hatten da das Nachsehen. Kurt Weinberger, Chef der Österreichischen Hagelversicherung, wollte ein genaueres Gefühl dafür bekommen, was es bedeutet, regional einzukaufen – und gab eine Studie in Auftrag. Die Zahlen, die die Johannes Kepler Uni in Linz und die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW), errechnet haben, sind beeindruckend.

Milliarden-Importe

Für Essen und Trinken, ob zu Hause oder auswärts, gibt ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt rund 600 Euro pro Monat aus. Was den wenigsten bewusst ist: Österreich importiert Lebensmittel und landwirtschaftliche Produkte für mehr als 15 Milliarden Euro pro Jahr. Schon eine kleine Änderung im Kaufverhalten könne viel bewirken, sagte Weinberger bei der Online-Präsentation der Studie.

Viele Arbeitsplätze

GAW-Experte Stefan Jenewein lieferte die Zahlen dazu: Würde es gelingen, die entsprechenden Importe um zehn Prozent zu reduzieren und durch lokale Produktion zu ersetzen, würde das eine zusätzliche Wirtschaftsleistung von 2,3 Milliarden Euro bedeuten. Was aber jetzt in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit noch wichtiger ist: Es würde zudem gut 23.000 zusätzliche Arbeitskräfte bedeuten. Auch der Fiskus hätte etwas davon, weil mehr Steuer fließen würde.

Bei einer Reduktion der Importe um 20 Prozent wäre der Effekt naturgemäß doppelt so groß: 4,6 Milliarden Euro zusätzliches BIP, 46.000 zusätzliche Arbeitsplätze. „Und die Arbeitsplätze würden nicht nur in der Landwirtschaft entstehen, sondern in allen Wirtschaftssektoren“, betonte Jenewein. Da geht es nicht allein um Zulieferer, sondern etwa auch um den Tourismus, wenn höhere Einkommen auch zu höheren Ausgaben führen können.

Ökonomie und Ökologie

„Regional kaufen ist ein ganz konkreter Beitrag zum Wiederaufbau des Landes“, sagte der Linzer Uni-Professor Friedrich Schneider. „Wir tun dabei nicht nur für die Wirtschaft was Gutes, sondern auch für die Ökologie, das ist die berühmte doppelte Dividende.“

Schneiders Appell: Wir müssten uns sehr genau überlegen, welche Flächen wir noch versiegeln wollen, also der Landwirtschaft entziehen. Mit einer veränderten Raumpolitik könnte viel erreicht werden.

Verletzliches Österreich

„Von Beton kann man nicht abbeißen“, betonte Hagelversicherungs-Chef Weinberger. Was die Abhängigkeit Österreichs von Importen betrifft, „sind wir schon sehr verletzlich“. Bei Gemüse etwa liegt der Selbstversorgungsgrad nur noch bei 50 Prozent.

Die Reise von irischer Butter ins heimische Regal ist übrigens 2.000 km lang.