Wirtschaft

Strengere Kapitalregeln erzwingen Ausstieg aus Alternativenergie

Windparks in Niederösterreich, Fotovoltaik in der Slowakei, Biogasanlagen in Deutschland: An die hundert Millionen Euro hatte Raiffeisen Niederösterreich-Wien über die Jahre in den Aufbau von 62 Alternativenergie-Projekten investiert. Jetzt wird die 100-Prozent-Tochter Renergie verkauft – Gespräche darüber laufen und sollen noch heuer abgeschlossen werden.

Schuld seien die neuen Kapitalvorschriften ("Basel III"), erläuterte Generaldirektor Klaus Buchleitner bei der Bilanzpräsentation von Holding und Landesbank. Künftig würden solche Geschäfte zu viel Eigenkapital binden. Zudem müssten bei Renergie Hunderte weitere Millionen Euro investiert werden, um eine "kritische Größe" zu erreichen. Raiffeisen will sich deshalb künftig ausschließlich auf Finanzierungen beschränken und keine eigenen Projekte mehr entwickeln. Der Ausstieg ist Teil des Umbaus, für den bereits die verlustträchtige NÖM-Tochter in Großbritannien abgestoßen und die Anteile an Caterer DO&CO verkauft wurde, erklärte Beteiligungsmanagerin Veronika Haslinger. In Zukunft gibt es nur die vier Sparten Finanzdienstleistungen, Industrie (u.a. Anteile an Strabag, Agrana, Südzucker, Leipnik-Lundenburger), Medien (u.a. KURIER, Sat.1 Österreich) und Immobilien, wo neue Projekte vorerst auf Eis gelegt sind.

In Summe kommt die Holding auf 700 Beteiligungen, 156.000 Mitarbeiter und gut 23 Milliarden Euro Gesamtumsatz in Industrie und Dienstleistungen. Nach 30 Millionen Minus 2012 gab es im Vorjahr 180 Millionen Euro Überschuss vor Steuern.

Keine Drohungen

Obwohl die Bankensteuer für die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien von zuletzt knapp 20 Millionen in den nächsten Jahren auf gut 25 Mio. Euro steigen wird, beteiligt sich Buchleitner nicht an der Abwanderungsdebatte: "Ich mache keine Drohungen, die wir dann ohnehin nicht wahrmachen."In Wien sei der Bankkundenanteil in zehn Jahren von 3 auf 13 Prozent gestiegen, sagte Vizechef Georg Kraft-Kinz. Ab Juni startet eine "virtuelle Bankfiliale": Kunden können via Tablet Beratungsgespräche führen, angefangen mit Wiener Wirtschaftstreibenden. Anders als die Bank Austria will Raiffeisen das Konzept schrittweise erproben und ausweiten.

In Niederösterreich zählen die 67 Raiffeisenbanken bereits 44 Prozent der Menschen zu ihren Kunden. Trotz gesunkener Bilanzsumme stieg die Kreditvergabe um 5,2 Prozent auf 11 Milliarden Euro; die Einlagen kletterten um 2,4 Prozent auf 8,3 Milliarden. Nach dem Allzeittief von 17 Millionen Euro (2012) betrug der Konzernüberschuss der RLB NÖ-Wien im Vorjahr 125 Millionen Euro – wozu die 35-Prozent-Beteiligung an der Raiffeisen Zentralbank einiges beitrug.