Radeln soll das neue Golf werden - dank der E-Bikes
Von Simone Hoepke
Im Winter hat einfach alles gepasst. Der Schnee kam wie bestellt, die Gäste auch. Österreichs Touristiker schließen die Saison mit Rekordwerten bei den Ankünften (+5,3 Prozent) und Nächtigungen (+4,7 Prozent auf knapp 72 Millionen) ab. Stimmen die Hochrechnungen des WIFO, liegt der Branchenumsatz im Zeitraum November bis März um 2,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bereinigt um den Effekt des frühen Ostertermins gab es zumindest noch ein Plus von 0,9 Prozent.
Zeit zum Zurücklehnen bleibe aber keine, betont Tourismusobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher. „Nach der Saison ist vor der Saison.“ Die Probleme bleiben die gleichen: Der chronische Mangel an Köchen und Kellnern und damit der altbekannte Ruf nach einer Regionalisierung der Mangelberufsliste und einer neuen Stammsaisonier-Regelung.
Bremser Fußball-WM
Den Urlaubern sind solche Probleme freilich egal. Sie sind in Reiselaune, belegen die Zahlen der Reiseveranstalter und Buchungsplattformen. „Spielt das Wetter mit, steht einer erfolgreichen Bilanz nichts im Weg“, sagt Petra Nocker-Schwarzenbacher.
Der Juni wird aber alles andere als einfach werden. Einerseits sind die feiertagsbedingten, verlängerten Wochenenden heuer zeitlich in Mai gefallen und zweitens steht die Fußball-WM vor der Tür. „Das heißt, weniger Gäste aus jenen Ländern, die an der WM teilnehmen, weil traditionell Zuhause gefeiert und mitgefiebert wird“, fürchtet Christian Kresse, Chef der Kärnten Werbung.
Die Sommerfrischler sind übrigens immer sportlicher unterwegs – dank der E-Bikes. Der Rad-Tourismus kommt ins Rollen. Unter anderem geht Kärnten mit einem flächendeckenden E-Bike-System mit 65 Verleihstationen in die Saison. „Die Österreich Werbung hat das Thema aber verschlafen“, ärgert sich Kresse, dass dem Tourismusland die Konkurrenz im Ausland um die Ohren fährt. So hat die Schweiz Radfahren offiziell als „das neue Golf“ ausgerufen und pumpt 38 Millionen Euro in die Bewerbung entsprechender Angebote.
Türkei auf Überholspur
Die Konkurrenz schläft nirgends. So ist die Türkei heuer wieder im Rennen. Wohl auch, weil ein Urlaub am Bosporus vergleichsweise günstig ist. Infolge der Kursverluste der türkischen Lira bekommt der Österreich-Urlauber in der Türkei für 100 Euro Gegenleistungen im Wert von nunmehr 196 Euro, rechnet die Statistik Austria vor. Vor einem Jahr waren es 167 Euro. Das scheint sich herumgesprochen zu haben. Das Verkehrsbüro meldet Zuwächse jenseits der 100-Prozent-Marke bei Türkei-Reisen, die TUI hat ihre Flugkapazitäten in Richtung Bosporus um 250 Prozent aufgestockt.
Auch Ägypten taucht – mit günstigen Angeboten – wieder verstärkt auf der touristischen Landkarte auf. Zudem heizen Billigflieger wie Easyjet oder Vueling mit neuen Angeboten den Preiskampf an. Im April waren Städteflüge um ein Drittel günstiger als noch vor einem Jahr. Währenddessen drohen bei der Ryanair im Sommer Streiks, wenn das Management nicht rechtzeitig im Lohnstreit nicht einlenkt.