Wirtschaft

Profi-Spekulanten wetten auf Griechenlands Erholung

Es geht aufwärts mit Griechenland: Bisher hatten das vor allem Politiker behauptet. Jetzt kommen dafür Signale aus dem Finanzmarkt: Internationale Hedgefonds beteiligen sich im großen Stil an gebeutelten griechischen Banken.

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John Paulson (Paulson & Co.) bestätigte derFinancial Times, dass sein Hedgefonds beträchtliche Aktienpakete der Piraeus und der Alpha Bank besitzt. „Beide sind jetzt sehr gut mit Kapital ausgestattet und sollten sich ordentlich gemanagt gut erholen“, so Paulson, der voll des Lobes ist für „Griechenlands sehr businessfreundliche Regierung“. Die Spekulationsprofis orten große Gewinnchancen – nachdem sie 2010 und 2011 mit dem Absturz des Landes ordentlich Kasse gemacht haben.

"Sehr businessfreundliche Regierung"


Anders als in Irland und Spanien waren an der Hellas-Krise nicht die Banken schuld – im Gegenteil: Sie zahlten die Zeche für das Politversagen. Der Schuldenschnitt bei Staatsanleihen riss ihnen Löcher in die Bilanzen. Mittlerweile sind die meisten Institute großteils verstaatlicht – und sie wurden mithilfe des Euro-Rettungspakets aufgepäppelt: 50 Milliarden Euro waren dafür reserviert. Das macht das Risiko für Spekulanten überschaubar. Wegen des Andrangs wollen die Banken nun, dass Athen die Re-Privatisierung beschleunigt.

Silberstreif

Griechenlands Wirtschaft gibt Anlass zur Hoffnung. Das Bruttoinlandsprodukt liegt zwar um ein Viertel niedriger als 2008. Nach sechs Jahren Rezession soll sich aber 2014 ein zartes Plus von 0,6 Prozent ausgehen.

Die konservative Regierung von Antonis Samaras hat das Budgetdefizit heuer und nächstes Jahr auf 2,4 Prozent verkleinert. Klammert man die Zinsen für Schulden-Altlasten aus, sollen sich heuer bis zu 400 Mio. und nächstes Jahr sogar 2,8 Mrd. Euro Überschuss ausgehen. Was die Regierung in eine starke Verhandlungsposition bringen würde: Für die laufenden Staatsausgaben wäre sie theoretisch auf keine neuen Kredite angewiesen.

Athens Staatsschulden erreichen heuer 175 Prozent der Wirtschaftsleistung. US-Investor George Soros forderte via Spiegel Online einen weiteren Schuldennachlass. Diesen werde es nicht geben, sagte Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble: Womöglich brauche Griechenland Ende 2014 weitere Hilfen – aber „nur einen Bruchteil der bisherigen Programme“. Premier Samaras will ohne neues Hilfspaket auskommen und schon 2014 den Kapitalmarkt anzapfen.

Der ehemalige griechische Verteidigungsminister Akis Tsochatzopoulos (Bild) ist am Montagabend wegen Geldwäsche im Zusammenhang mit Rüstungsgeschäften zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Damit entsprach das Gericht der Forderung der Staatsanwaltschaft. Sie hatte dem 73-Jährigen vorgeworfen, in seiner Amtszeit mehr als sechs Millionen Euro Bestechungsgeld für den Kauf von Panzerfahrzeugen, vier deutschen U-Booten und russischen Flugabwehrraketen gewaschen zu haben. Aufgrund seines hohen Alters muss Tsochatzopoulos nur ein Fünftel seiner Haftstrafe verbüßen.

Tsochatzopoulos, der zu den Gründungsmitgliedern der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) gehört, soll für die Aufträge während seiner Amtszeit von 1996 bis 2001 riesige Schmiergeldsummen kassiert haben. "Es gab so viel Bestechungsgeld, dass er nicht einmal die Gesamtsumme ausrechnen konnte", sagte Staatsanwältin Georgia Adilini. Das Schmiergeld sei in Taschen und Koffern transportiert worden, teils in Form von Schecks oder über Bankkonten und Firmen geflossen. Eine Anklage wegen Bestechlichkeit war wegen der gesetzlichen Verjährungsfrist nicht mehr möglich. Tsochatzopoulos ist der erste griechische Politiker seit Jahren, der wegen Geldwäsche zur Rechenschaft gezogen wurde.