Wirtschaft

Privater Zusteller dpd startet mit Paketboxen

Vor knapp fünf Jahren hat die heimische Post mit dem Einbau von Empfangsboxen für Pakete in Wohnbauten begonnen. Mittlerweile sind bereits rund 15.000 dieser Boxen installiert. Mitbewerbern ist der Zugang zu diesen Boxen – im Gegensatz zu den klassischen Briefkästen – jedoch verschlossen. Das wurmt Rainer Schwarz, Österreich-Geschäftsführer von dpd. "Wir brauchen ein gewisses Maß an Regulierung", sagt er im KURIER-Gespräch. Nur für die Behörde zu zahlen, aber keine wettbewerbsrechtlichen Vorteile zu haben, sei nicht richtig.

"Wir sind Verfechter einer gemeinsamen Lösung. Aber das gestaltet sich schwierig, die Post lässt sich ihr Asset nicht wegnehmen." Da sich Schwarz kurz- und mittelfristig keine rechtliche Lösung erwartet, setzt er auf eigene Boxen. Gemeinsam mit dem Immobilienentwickler Amisola (im Besitz der Wlaschek Privatstiftung) startet dpd ein Pilotprojekt für Boxen in Wohnbauten. Diese sollen auch Mitbewerbern offenstehen. Nach zwei bis drei Monaten sollen die Ergebnisse des Projekts evaluiert werden. "Der Zeitpunkt eines Roll-Outs ist noch offen", sagt Schwarz. Geprüft werde zudem, ähnlich wie bei der Post, die Ablage von Packerln in Auto-Kofferräumen. Zudem werde im Herbst in der Seestadt Aspern ein erster Flagshipstore eröffnet, um den Kunden das Unternehmen näherzubringen.

200 neue Shops

Viel weiter ist dpd, das in Österreich neben der französischen Post den Speditionen Gebrüder Weiss, Lagermax und Schachinger gehört, mit ihren Paketshops. 1000 gibt es bereits, 200 weitere sollen bis Anfang 2017 dazukommen. "Es dürfen auch nicht zu viele Pakete auf einen Shop kommen, denn die Abwicklung hemmt den normalen Betrieb", sagt Schwarz. Daher habe man auch keine Verträge mit Tankstellen oder großen Ketten, denn diese hätten schon eine sehr hohe Kundenfrequenz.

Einige dieser Shops bieten inzwischen auch Briefservice an. Dabei nimmt der Zustellfahrer die Briefe gebündelt mit in die Zentrale. Dort werden diese abgeholt und an die Post übergeben. Die Aufgabe der Briefe ist auch mit normalen Briefmarken möglich. "Daran verdienen wir nichts, das ist nur ein Zusatzservice", sagt Schwarz.

In Österreich transportiert dpd rund 42 Millionen Pakete im Jahr, davon knapp 18 Prozent im Business-to-Consumer-Segment. Kurzfristiges Ziel seien 20 Prozent. Jährlich wachsen laut Schwarz die Paketmengen bei dpd um drei bis vier Prozent, am stärksten beim Import. Daher steige auch die Zahl der Mitarbeiter (derzeit 1600, davon 1050 externe) weiter.

Probleme mit Unterbezahlung habe es in Österreich im Gegensatz zu Deutschland nicht gegeben, da hier der Kollektivvertrag für Kleintransporteure gelte. Unzufriedene Kunden gebe es nur wenige, beteuert Schwarzer. Tourenbegleiter würden regelmäßig die Qualität testen. "Wenn es nicht passt, trennen wir uns auch von Partnern." Ab Juli können Kunden zudem die Qualität von Fahrern und Paketshops bewerten.