Wirtschaft

Espirito Santo: Wie der Heilige Geist zur Bank kam

Wo ich in drei Jahren sein werde? Ehrlich gesagt, keine Ahnung.“ Von dem Werbeplakat der Bank strahlt – mit breiten Grinsen – Cristiano Ronaldo, zweifacher Weltfußballer. Das Sujet stammt aus dem Jahr 2009, Espirito Santo hatte sich soeben für weitere zwei Jahre die exklusiven Werberechte an dem Spitzenkicker gesichert. Schon 2003 hatte die Bank das mittlerweile begehrteste Gesicht Portugals unter Vertrag genommen. Damals war er noch ein 18-jähriges Riesentalent, das sich von Sporting CP (Sporting Lissabon) soeben auf den Weg zum Weltklasseklub Manchester United machte.

Erfolgreich, dynamisch, kreativ: Das schien perfekt zum Selbstverständnis der Bank zu passen. „Geht es Espirito Santo gut, dann geht es auch dem Land gut“, sagt man in Portugal. 643 Filialen sind es mittlerweile im Heimatland, 145 weitere kommen im Ausland noch dazu. Die Bank zählt 2,2 Millionen Kunden und 10.216 Mitarbeiter. Eine systemrelevante Größe, die ab November von der Europäischen Zentralbank beaufsichtigt wird und derzeit den Bilanzcheck und Stresstest durchläuft.

Der außergewöhnliche Name – Espirito Santo heißt „Heiliger Geist“ – leitet sich übrigens vom Namen der Gründerfamilie ab. 1869 hatte José María do Espírito Santo e Silva eine Wechselstube in Lissabon eröffnet. Gut 100 Jahre später wurde dann sein Nachfahre Manuel Ricardo Espírito Santo Silva durch politische Umstände gezwungen, die Bank im Ausland weiterzuführen: Im Zuge der „Nelkenrevolution“ von 1974 gegen das autoritäre Regime wurden alle portugiesischen Banken und Versicherungsunternehmen verstaatlicht. Die Finanzgruppe baute neue Geschäfte in Brasilien, der Schweiz, Frankreich und den USA auf. Erst 1991 wurde die Bank privatisiert und die Gründerfamilie konnte über eine Auktion die Kontrolle zurückgewinnen.

Momentan wird die verwickelte Eigentümerstruktur allerdings eher zur Belastung. Die ähnlichen Namen der involvierten Finanzgruppen tragen maßgeblich zur Verwirrung bei. Dabei ist die Holding ESFG, die in akuten Finanznöten steckt. Sie wird von der Gründerfamilie kontrolliert und hält durchgerechnet knapp 26 Prozent am Aktienkapital der Bank (BES) hält. „Beide Unternehmen heißen zwar Espirito Santo, sind aber zwei völlig verschiedene Dinge“, warnte Portugals Ministerpräsident Pedro Passos Coelho kürzlich vor Verwechslungen. „Es gibt keinen Grund zur Annahme, dass es bei der Bank ein Problem gibt.“ Die Zentralbank versicherte am Donnerstag ebenfalls, dass die Bank solide sei: „Die Liquidität ist ausreichend, BES wurde zuletzt durch eine Kapitalerhöhung deutlich gestärkt.“

Die Aktionäre fragen sich dennoch, was es für die Bank heißt, wenn die Bankiersfamilie und der Großaktionär in Zahlungsnöten stecken. Die Holding wurde von der Ratingagentur Moody’s nämlich Anfang der Woche auf Ramschniveau abgestuft: Die Eigentumsverhältnisse und Finanzlage seien unklar. Medienberichten zufolge soll die Gesellschaft 7 Milliarden Euro Schulden haben, die sie nicht komplett bedienen könne.

Ein kolportierter Machtkampf in der Gründerfamilie macht die Sache nicht besser. Am 31. Juli soll in der Hauptversammlung ein Nachfolger für den langjährigen Konzernchef Ricardo Salgado gekürt werden, darüber tobt ein Richtungsstreit. Möge der Heilige Geist herabkommen und alle mit einer Zunge sprechen lassen.