Wirtschaft

Plus 8,1 Prozent für Chinas Wirtschaft im Jahr 2021

Chinas Wirtschaft hat sich 2021 trotz Immobilienkrise deutlich von der Coronaflaute im Jahr zuvor erholt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wuchs um 8,1 Prozent, wie das Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Die nach den USA zweitgrößte Wirtschaftsmacht übertraf damit das 2020 erreichte Wachstum von 2,2 Prozent deutlich. Experten gehen allerdings davon aus, dass das hohe Tempo nicht zu halten ist.

So wuchs die Wirtschaft Ende 2021 nur noch um 4,0 Prozent. Die Notenbank PBoC stemmte sich nun mit einer unerwarteten Zinssenkung gegen die Konjunkturabkühlung.

Analyse

Erstmals seit April 2020 kappte sie einen Referenzzins für mittelfristige Darlehen an einige Finanzinstitute (MLF). Damit wurden unter dem Strich 200 Milliarden Yuan (27,5 Mrd. Euro) in das Bankensystem gepumpt. "Dass sich die PBoC bereits Anfang Jänner zu dieser Lockerung entschlossen hat, zeigt, dass sich der wirtschaftliche Abwärtsdruck Ende 2021 verstärkt hat und im ersten Quartal nicht besonders viel Luft nach oben ist", sagt Ökonom Ken Cheung von der Mizuho Bank.

Chinas Präsident Xi Jinping erklärte, die Wirtschaft sei insgesamt von einer guten Wachstumsdynamik geprägt. In einem schwierigen globalen Umfeld sei es gelungen, das Wachstum ziemlich hoch und zugleich die Inflation relativ niedrig zu halten, sagte der Staatschef auf der Online-Konferenz "Davos Agenda" des Weltwirtschaftsforums (WEF): "Wir haben volles Vertrauen in die Zukunft der Wirtschaft Chinas."

Schwacher Anstieg

Die Verbraucherpreise waren 2021 mit einer Rate von 0,9 Prozent relativ schwach gestiegen. Während sich viele Zentralbanken in Industriestaaten derzeit mit einem strafferen Kurs gegen eine rasante Inflation stemmen, ist in China somit die Tür für geldpolitische Lockerungen offen. Das kräftige BIP-Wachstum wurde 2021 vor allem durch robuste Exporte befeuert, da die weltweite Nachfrage nach in China hergestellter Elektronik oder nach medizinischen Produkten in der Pandemie zunahm.

Die Ausfuhren zogen um fast ein Drittel an. Das überwog die Folgen der Immobilienkrise, die durch den in Zahlungsschwierigkeiten steckenden Wohnungsbaukonzern Evergrande ausgelöst worden ist. Jürgen Molnar, Anlagestratege beim Brokerhaus RoboMarkets hält den Bauboom in China für überdimensioniert: "So groß, dass manche Bauprojekte aufgrund fehlenden Kapitals nicht abgeschlossen werden können."

Schuldendrama

Zurzeit versucht Evergrande, durch den Verkauf von Vermögenswerten und Aktien Barmittel zu beschaffen, um Lieferanten und Gläubiger bezahlen zu können. Das sich bereits über Monate hinziehende Schuldendrama um den Konzern erhöht den Druck auf die Regierung, einen Flächenbrand auf dem chinesischen Immobilien- und Finanzmarkt zu verhindern.

"Die wirtschaftliche Dynamik bleibt angesichts wiederholter Virusausbrüche und eines angeschlagenen Immobiliensektors schwach", so das Fazit der Analysten von Capital Economics. Belastend wirken nach den Worten von LBBW-Experte Matthias Krieger auch weiterhin die Lockdowns ganzer Städte im Rahmen der rigiden, wenn auch inzwischen etwas angepassten Zero-Covid-Strategie: "Für die internationalen Lieferketten bleibt dies ein Problem. Denn die hochansteckende Omikron-Variante dürfte auch an China nicht völlig vorbeigehen und der Wirtschaft dort immer wieder Steine in den Weg legen."

Demografische Probleme

Hinzu kommen demografische Probleme des Milliarden-Volks: Chinas Geburtenrate ist im vergangenen Jahr trotz der schon zuvor vollzogenen Abkehr von der Ein-Kind-Politik auf ein Rekordtief gefallen. Es seien nur noch 7,52 Geburten je 1.000 Einwohner verzeichnet worden, gab das Statistikamt in Peking bekannt. Dies sei der niedrigste Wert seit dem Beginn der Aufzeichnungen 1949. Das Bevölkerungswachstum - ohne Einwanderung - lag nun bei nur noch 0,034 Prozent und damit so tief wie seit 1960 nicht mehr.

"Die demografische Herausforderung ist zwar bekannt, aber das Tempo der Bevölkerungsalterung ist eindeutig schneller als erwartet", sagte der Chefökonom des Vermögensverwalters Pinpoint Asset Management, Zhiwei Zhang. "Dies deutet darauf hin, dass Chinas Gesamtbevölkerung 2021 ihren Höhepunkt erreicht haben könnte." Damit dürfte sich auch das Wachstumspotenzial der Volkswirtschaft wahrscheinlich rascher als erwartet verringern.