Wirtschaft

Gläubiger fordern von Stadler Güterverkehr 80 Mio

Am Donnerstag fand im Konkursgericht Wels die Prüfungstagsatzung im brisanten Insolvenzverfahren der Stadler Güterverkehrs GmbH statt. Das Unternehmen aus der Firmengruppe des Peuerbacher Frächters Gerhard Stadler wurde Mitte Dezember 2012 gemeinsam mit der Stadler SpeditionsgmbH in die Insolvenz geschickt. Zuvor hatte eine sogenannte „Gemeinsame Prüfung aller lohnabhängigen Abgaben“ (GPLA) durch die oberösterreichische Gebietskrankenkasse (GKK OÖ) und die Finanz Abgabennachzahlung in hoher zweistelliger Millionenhöhe ergeben.

Nun liegen laut dem Gläubigerschutzverband Creditreform erste Zahlen vor und die haben es in sich: Die Gläubiger haben insgesamt 80,2 Millionen Euro an Forderungen angemeldet, davon hat Masseverwalter Martin Stossier aber 77,4 Millionen Euro bestritten. „Die wesentlichen Bestreitungen betreffen die Gebietskrankenkasse OÖ, das Finanzamt, die Gemeinde und die Volksbank Linz-Wels-Mühlviertel“, heißt es in einem Bericht des Masseverwalters. Rund 1,85 Millionen Euro beträgt das Guthaben auf dem Konto des Masseverwalters. Die immensen Nachforderungen von Finanz und GKK sollen dem Unternehmen seit Ende 2011 bekannt gewesen sein. „Ab diesem Zeitpunkt war die Stadler Güterverkehrs GmbH insolvenzrechtlich überschuldet, weil keine positive Fortführungsprognose erstellt werden konnte“, behauptet der Masseverwalter. Im Jahresabschluss 2011 hätten 89 Millionen Euro an Rückstellungen eingebucht werden müssen. Pikantes Detail am Rande: Obwohl die Frachtfirma rund 170 Millionen Euro Umsatz gemacht haben soll, soll sie „nie über ein Gewerbeberechtigung verfügt haben“.

Viele Ungereimtheiten

Firmenboss Gerhard Stadlers soll gegenüber dem Masseverwalter angegeben haben, dass die Stadler Güterverkehrs GmbH alle Aktiva - mit Ausnahme der offenen Forderungen - an die Statransport GmbH veräußert hat, die erst im Juli 2012 gegründet worden ist. Statransport, Geschäftsführer ist Gerhard Stadler, soll zugleich sämtliche Kundenbeziehungen, die EDV, die Telefonnummer und Lizenzen übernommen haben, die Stadler Güterverkehrs GmbH hat mit 30. Juni 2012 ihre Tätigkeit de facto eingestellt. „Alle Gegenstände wurden, nicht wie von Gerhard Stadler angegeben, an die Stratransport, sondern 2011 an die Stadler Cargo & Transportlogistik GmbH veräußert“, behauptet Stossier in seinem Bericht weiter.

Fahrer aus dem Ausland

In den Jahren davor soll die Stadler Güterverkehr mit Zentrale in Peuerbach mit den verbundenen Unternehmen der Firmengruppe „Managerverträge“ abgeschlossen und die Frachten durch Europa gesteuert haben. Die Dienstverträge sollen die Fahrer aber mit verschiedenen ausländischen Unternehmen der Stadler-Gruppe abgeschlossen haben. Stadler unterhält Gesellschaften in Tschechien, Polen, Bulgarien, Belgien und in den Niederlanden. Zirka tausend Fahrer sollen zum Großteil im Ausland, beschäftigt und dort angeblich angemeldet sein. Auch sollen 70 Prozent der Transportleistung im Ausland erbracht worden sein.

Dienstort Peuerbach?

Laut Masseverwalter soll die Gebietskrankenkasse aber zum Schluss gekommen sein, dass das Firmengeflecht Stadlers nicht nur von Peuerbach aus geführt wird, sondern dass auch der Dienstort der Fahrer eben Peuerbach im Bezirk Grieskirchen ist. Die Finanz schloss sich dieser Ansicht an. Damit kam es zu den - noch nicht rechtskräftigen – Nachforderungen in Millionenhöhe. Gegen die Bescheide für die Jahre bis Ende 2009 wurde berufen, die für die Jahre 2010 bis 2012 sollen noch nicht ergangen sein. Auch die Gemeinde fordert Kommunalsteuern nach. „Die Lösung dieser Fragen ist von entscheidender Bedeutung für das Konkursverfahren“, hebt Masseverwalter Stossier ausdrücklich hervor. 58 Zivilverfahren sollen anhängig sein, zum Teil wurden Prozesse bereits verglichen. Gegen Gerhard Stadler selbst bereitet Stossier eine Klage wegen einer angeblich offenen Forderung in Höhe von 4,49 Millionen Euro vor.

Die Firmengruppe Stadler

Das operative Geschäft der Stadler-Gruppe läuft heute laut Firmen-Homepage über die Statransport GmbH und über die "Stadler Cargo und Transportlogistik" von Gerhard Stadlers Tochter Elisabeth. Elisabeth Stadler ist seit Jänner 2012 Gesellschafterin der Cargo-Firma und seit Juli auch Geschäftsführerin der 2011 gegründeten GmbH. Diese Gesellschaften sollen nicht von der Insolvenz betroffen sein. Laut eigenen Angaben hat die Stadler-Gruppe mehr als 650 Mitarbeiter, 500 Zugfahrzeuge und 720 Trailer und Niederlassungen in Belgien, Niederlande, Deutschland, Tschechien, Rumänien und Polen. Die Disposition erfolgt zentral vom Standort im oberösterreichischen Peuerbach.