Wirtschaft

Pharmabranche forscht in den Tiefen der Meere

In den Ozeanen – da sind sich Forscher einig – schlummert die größte Apotheke der Welt. Algen, Schwämme und Korallen haben in Millionen von Jahren chemische Substanzen entwickelt, die Krankheitserreger bekämpfen können. Weil das Leben in den Ozeanen viel länger existiert als auf dem Land, ist auch die Vielfalt an Organismen ungleich größer, jedoch weitgehend noch unerforscht.

„Die Wirkstoffe aus dem Meer haben es erst zu einem sehr kleinen Teil in die Apotheken geschafft“, sieht Marinomed-Chef Andreas Grassauer noch riesiges Potenzial in den Weltmeeren. Die Rotalge sei nur ein Beispiel von unzähligen Organismen, die es noch zu entdecken gilt. So gibt es etwa 13.000 verschiedene Algenarten.

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Erste Krebsmittel

Vieles ist noch in der Grundlagenforschung, aber immer mehr Pharmafirmen entwickeln auch Medikamente. Zu den Pionieren zählt hier das spanische Börseunternehmen PharmaMar, das erste Krebspräparate auf den Markt hat. Das Medikament „Yondelis“, wird aus Meerscheiden gewonnen und zur Behandlung von Weichteilsarkomen und Eierstockkrebs eingesetzt. Das als Krebsmittel entwickelte Medikament Aplidin mit dem Wirkstoff Plitidepsin erweist sich nun in Studien als wirksam in der Behandlung von Covid-19-Patienten.

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Schon länger gegen Herpes im Einsatz ist der Wirkstoff Aciclovir, der aus einem Schwamm gewonnen wird und in vielen Fieberblasen-Salben und -Gels enthalten ist. Auch zur Therapie gegen Gürtelrose wird Aciclovir eingesetzt.

Bei Gelenksentzündungen sollen Wirkstoffe aus der Grünlippmuschel für Linderung sorgen. Skeptiker warnen jedoch vor falschen Hoffnungen und übertriebenen Erwartungen an die noch junge „blaue Biotechnologie“. Medizinische Wundermittel sind auch im Meer nicht zu finden.