Wirtschaft

Brief nach der Pleite: "Die Stunde eins nach Zielpunkt"

Die 237 Millionen Euro schwere Pleite der Handelskette Zielpunkt, die insgesamt 2708 Mitarbeiter beruflich aus der Bahn wirft, ist noch keine vier Tage alt, da schickte der Eigentümer Pfeiffer schon wieder einen eigenartigen Kopf-Hoch-Brief voller Pathos an seine Mitarbeiter aus. Noch am 4. November 2015 war den Zielpunkt-Mitarbeitern durch Eigentümer Georg Pfeiffer schriftlich mitgeteilt worden, "wir werden die Entwicklung von Zielpunkt mit voller Kraft fortsetzen". Anmerkung: Leider ging diese Entwicklung rapide nach unten.

"Stich ins Herz"

Das aktuelle Schreiben wendet sich an die rund 2200 Mitarbeiter der Pfeiffer Handelsgruppe. Titel: "Die Stunde eins nach Zielpunkt." In dem 18-Zeiler teilen Georg Pfeiffer sowie die Geschäftsführer Erich Schönleitner und Markus Böhm den "lieben Mitarbeitern" mit, dass "hinter uns turbulente, dramatische Tage liegen".

"Die Insolvenz von Zielpunkt war ein Stich ins Herz", heißt es in dem Schreiben. "Es hat nicht gereicht, wir sind damit gescheitert." Dann folgt die bekannte Argumentation, dass in den vergangenen Wochen die Zielpunkt-Umsätze so deutlich einbrachen, dass "die gesetzlich geforderte Fortbestehungsprognose nicht aufrecht erhalten werden konnte". Die Geschäftsführung sei zum Handeln gezwungen gewesen, es habe keine Alternative zur Anmeldung der Insolvenz gegeben.

"Kerngesundes Unternehmen"

"So bitter es ist zu scheitern, so sehr geben uns die Perspektiven für die Zukunft Kraft", heißt es in dem Schreiben weiter. "Unimarkt und Pfeiffer Großhandel sind kerngesunde Unternehmen. Die erfolgreichen Entwicklungen der vergangenen Jahre zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind." Nachsatz: "Die Partnerschaft im Einkauf mit dem künftigen C + C Pfeiffer-Eigentümer Transgourmet zeigt schon jetzt ihre Tragfähigkeit. Transgourmet hat uns in den enorm schwierigen vergangenen Tagen fantastisch unterstützt und steht voll zu Pfeiffer - auch ohne Zielpunkt." Detail am Rande: Durch den Verkauf von Cashcow Cash + Carry Pfeiffer an die Schweizer Transgourmet-Coop-Gruppe sollen dem Vernehmen nach im Jänner 2016 "gut 200 Millionen Euro" an die Trauner Firmengruppe fließen - zum Teil, um damit Finanzverbindlichkeiten zu bedienen.

"Neuer Abschnitt unserer Geschichte"

"Pfeiffer hat Zielpunkt verloren, aber nicht seine wirtschaftliche Gesundheit", schreibt das Trio weiter. "Wir sind kleiner geworden, aber wir haben unsere Qualitäten behalten, die uns seit 153 Jahren auszeichnen." Nachsatz: "Wir stehen in der Stunde eins nach Zielpunkt und am Beginn eines neuen Abschnitts unserer Geschichte." Detail am Rande: Laut Zielpunkt-Konkursantrag werden werden auch bei Pfeiffer 181 Mitarbeiter ihren Job verlieren, die bisher im Bereich Logistik für Zielpunkt gearbeitet haben.